Inside HKomm

Der Podcast – Folge 3

Datengetriebenes Hochschulmarketing –
zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Ina Teloudis
Das ist sie, Folge drei. Herzlich willkommen zurück zu Inside Hochschulkommunikation oder Inside Hkomm. Das ist der Podcast für alle, die Hochschul-und Wissenschafts Kommunikation gestalten, vernetzen und so ein bisschen weiterdenken wollen. Ich bin Ina Teloudis und in dieser Folge schauen wir auf ein Thema, das komplex ist und an vielen Hochschulen ganz, ganz unterschiedlich tief gelebt wird. Ich fasse das mal zusammen als datengetriebenes Hochschul-Marketing. Die einen machen das schon lange, fester Bestandteil der Strategie, für andere wird das eher so ein bisschen stiefmütterlich behandelt oder man kann nicht so, wie man möchte. Und wir gucken da heute mal gemeinsam drauf, was ist überhaupt möglich? Was ist sinnvoll und wie tief muss man einsteigen? Und das Ziel für heute ist, so tief wie nötig einsteigen, aber jetzt nicht so nerdy, dass wir alle nebenbei ChatGPT aufhaben müssen und fragen, was jetzt gemeint ist, sondern verständlich. Wir geben uns Mühe, ganz offen und natürlich mit echtem Praxisbezug. Dazu haben wir eingeladen drei ganz unterschiedliche Gäste heute und die sind digital zugeschaltet. Das ist einmal Stephanie Weyres von Levetzow von der Uni Mannheim. Dann ist Jonas Elmenhorst von der Kühne Logistik University aus Hamburg mit dabei.
Und ein Kollege von Mandarin EDU, Fritsche - Friedrich Stopsack, du bist Tracking-Experte. Könnt ihr einmal zum Einstieg sagen, was genau ihr Tagesgeschäft so macht? Mit Steffi, fangen wir an.

Stephanie Weyres von Levetzow
Mein Job nennt sich Performance Marketing Managerin. Den mache ich jetzt seit zweieinhalb Jahren an der Uni Mannheim. Und mein tägliches Geschäft ist eigentlich, dass ich die Marketingmaßnahmen, in erster Linie die Online-Marketing-Maßnahmen, die wir schalten, überwache, controle, immer wieder optimiere, dass ich Schlüsse daraus ziehe und dass ich sie verknüpfe mit dem Interessentenmanagement, also insbesondere dem E-Mail-Marketing. Im Grunde, dass wir einen Student Lifecycle aufbauen, bei dem wir eben möglichst viele Leute dazu bekommen, sich bei uns zu bewerben und dann nach der Zulassung auch einzuschreiben.

Ina Teloudis 
Jonas?

Jonas Elmenhorst
Ja, ich bin Head of Marketing an der Kühne Logistics University in Hamburg. Ich bin damit für das gesamte Marketing verantwortlich und dazu gehört natürlich auch das Performance-Marketing, worauf wir heute besonders gucken wollen. Und unter anderem haben wir dann noch den Bereich Brand-Marketing, Social Media und verschiedene andere Bereiche im Marketing, die wir dann gesamtheitlich im B2C-Kontext betreuen.

Ina Teloudis 
Friedrich, magst du auch noch einmal sagen, was dein Daily-Business ist?

Friedrich Stopsack
Genau, ich bin seit fast drei Jahren jetzt tätig im Bereich Datenanalyse bei Mandarin und damit voll drinnen, wenn es Tracking-Integration geht, aber auch im Bereich Kampagnenmanagement, Datenauswertung etc. Also ich gucke so ein bisschen mit der technischen Brille drauf, aber jetzt auch vermehrt auf der Kampagnen Ebene  und der Marketersicht.

Ina Teloudis 
Einmal die Uni Mannheim und dann die Kühne Logistics University. Das sind ja nun grundverschiedene Einrichtungen. Was würdet ihr sagen, was ist so, was das datengetriebene Marketing angeht, die größte Diskrepanz? Was geht da am meisten auseinander?

Stephanie Weyres von Levetzow
Also, ich glaube, dass eine private Hochschule wesentlich vertriebsorientierter ist, also dann schon sehr stark darauf schaut, also pro Tag, wie viele Bewerbungen kommen rein, wie sieht das im Vergleich vielleicht auch zum letzten Jahr aus und so weiter. Das ist bei uns nicht ganz so stark. Also natürlich kommt es bei uns auch auf die letztendlichen Zahlen an. Wir schauen uns das aber nicht jeden Tag an, Jonas, ich glaube, wir sind nicht so stark vertriebsorientiert wie ihr.

Jonas Elmenhorst
Ja, das ist schwer zu beantworten, weil mir wirklich der Vergleich fehlt. Ich glaube, wir sind dann doch ähnlicher, als man vielleicht von außen denkt.

Ina Teloudis 
Wenn ihr jetzt morgens ins Büro kommt und euren Laptop aufklappt oder den Computer hoch fahrt, was ist so das Erste, was ihr guckt in Sachen Tracking? Welche Zahlen guckt ihr euch als erstes an und warum, Jonas?

Jonas Elmenhorst
Wir gucken eigentlich nicht direkt täglich eigentlich drauf,der Performance Marketing Manager guckt zweimal die Woche drauf, also routinemäßig. Natürlich gucken wir, wenn wir neue Kampagnen anstoßen oder was Neues ausprobieren, gucken wir natürlich in kürzeren Abständen drauf und wir haben dann einmal auch ein größeres Meeting mit verschiedenen Stakeholdern im Unternehmen in der University, mit denen wir zusammen auf die Zahlen gucken und dann mit einem gesamtheitlicheren Blick.

Ina Teloudis 
Ist das bei euch auch so regelmäßig oder machst du das im stillen Kämmerlein, wenn du morgens ins Büro kommst, Stephanie? Wie läuft das bei dir?

Stephanie Weyres von Levetzow
Genau, wir haben das nicht unbedingt in der größeren Runde. Bei uns ist das ganz stark davon abhängig, wo wir uns im Bewerbungsjahr befinden, würde ich mal sagen. Wir haben da sehr klar strukturiert das Jahr mit Bewerbungsfristen für die Bachelor-und die Masterstudiengänge und das unterscheidet sich natürlich auch so ein bisschen zwischen internationalem Marketing und nationalem Marketing, weil es auch da unterschiedliche Zeiträume gibt, wo die Leute sich interessieren. Und entsprechend schalte ich meine Kampagnen. Die sind nicht das ganze Jahr durchgeschaltet, sondern die sind nur zu bestimmten Zeitpunkten im Jahr geschaltet, auch aus Kostengründen natürlich. Und dann schaue ich mir in der Zeit, wo die Kampagnen geschaltet sind, schaue ich mir die Kampagnen relativ regelmäßig an, mache ich aber mit einer Agentur zusammen. Also die Agentur hat da wirklich ein ständiges Auge drauf, während ich mir da durchaus auch erlauben kann, da vielleicht ein bis zwei Mal pro Woche nur drauf zu schauen. Was ich mir tatsächlich sehr häufig und eigentlich jeden Tag anschaue, während der Bewerbungsfrist, sind die Zahlen, die ich in Matomo sehe, zu den Kampagnen, aber in erster Linie auch zu den Conversions. Also da geht es mir ganz stark darum, kurz vor den Fristen, wie stark sind denn die Conversions ins E-Mail-Marketing oder auch bei den Events? Und dann während der Bewerbungsfrist natürlich: Wie viele gehen bei mir in die Bewerbung? Also wie viele wechseln ins Bewerbungssystem und zusammen mit dem, was ich aus dem Vorjahr kenne, aber zum Beispiel auch mit dem Traffic, den ich grundsätzlich auf der Website über meine Kampagnen erzeuge.

Friedrich Stopsack
Also so wie ich es richtig verstanden habe, bildet ihr schon dann auch so einen richtigen Lifetime-Cycle quasi ab. Also wirklich von Nutzer kommt auf die Seite bis hin zu, fordert Infomaterialien an oder nimmt an Event teil, bis hin dann wirklich zur Bewerbung. Ich kann mir vorstellen, dass das in Matomo natürlich so ist, dass ihr seht, was auf der Seite selber stattfindet und gleicht ihr dann auch diese Zahlen quasi mit den realen Zahlen ab, weil das eine sind ja dann wirklich die Zahlen, die auf der Seite selber reinkommen und in einem technisch perfekten Umfeld ist das natürlich so, dass alles sauber reinläuft, aber in der Erfahrung mit anderen Projekten, das ist meist nicht so. Deswegen da auch die Frage: Geht ihr da regelmäßig in den Austausch? Wie holt ihr euch die Validierung der Zahlen von zum Beispiel, Sales oder Vertrieb in eurem Fall?

Stephanie Weyres von Levetzow
Bei uns ist das sozusagen das Zulassungsbüro. Da ist es tatsächlich so, dass die Zahlen feststehen und auch mir zur Verfügung stehen am Ende der Bewerbungsfrist. Also während der Bewerbungsfrist, dass wir da einen wöchentlichen oder einen täglichen Austausch sozusagen hätten, das ist nicht da, sondern sowohl ich als auch aber zum Beispiel die Programmmanager, also die Manager der Studiengänge, sehen das am Ende des Bewerbungszeitraums. Das heißt, du hast vollkommen recht. Also der Klick auf die Website, den sehe ich. Das heißt, in dem Moment wechselt derjenige ins Bewerbungssystem und ab da verliere ich den. Also ab da weiß ich nicht mehr, was der tut. Und dann ist natürlich klar, so eine Bewerbung passiert nicht unbedingt immer nur an einem Tag. Also gerade bei so 17, 18-jährigen Abiturient: innen kann ich nicht davon ausgehen, dass in dem Moment, wo die in das Bewerbungssystem kommen, das gar nicht so wenig komplex ist, muss man an der Stelle auch sagen, und vielleicht auch nicht hundertprozentig nutzerfreundlich, dass die dann sofort auch ihre Bewerbung abschließen mit allen Uploads, die sie da machen müssen, mit allen Daten, die sie da ausfüllen müssen. Das ist nicht möglich, sondern die sind damit über Tage hinweg beschäftigt. Und ob sie dann auch wirklich diese Bewerbung abschließen, ist mir in dem Moment natürlich auch nicht klar. Und da wir aktuell noch kein CRM haben, also ein Customer Relationship Management System, ist meine einzige Methode, die ich habe, am Ende der Bewerbungsfrist die Zahlen der Zulassungsstelle zu bekommen und sie abzugleichen mit den Daten, die ich im E-Mail-Marketing habe und zu sehen, wie stark gleicht sich das. Natürlich auch zu sehen, wie viele haben denn auf Bewerbung geklickt auf der Website und wie viele haben tatsächlich die Bewerbung durchgeführt. Also da fehlt uns im Grunde ein System, das den täglichen Abgleich herstellt.

Friedrich Stopsack
Ich kann mir vorstellen, dass das natürlich auch ein Stück weit frustrierend an der Stelle ist, weil man will ja auch, wenn man Kampagnen, generell Marketingmaßnahmen schaltet, ja auch sehen, wie entwickeln sich die Zahlen. Das hat auch was mit der Wertigkeit der eigenen Arbeit dann am Ende zu tun. Du hast es schon angesprochen, CRM ist natürlich eine Lösung, die man da anstreben kann. Wir haben auch die Erfahrung, zum Beispiel in anderen Projekten, dass da sofort das Rückspiel dann in die CRMs passiert. Die CRMs spielen dann die Daten wieder zurück an, sei es Matomo, sei es Google Ads, Meta. Da gibt es Möglichkeiten und Schnittstellen, aber so kleinere Möglichkeiten, da so ein bisschen Entlastung zu schaffen. Und ich weiß, es klingt blöd an der Stelle, weil dann kommen wir ganz schnell wieder zum Excel-Tabellenkosmos zurück. Aber selbst das wäre ja schon, ich sage mal, eine grobe Lösung, wenn man sagt, man hat einen regelmäßigen Austausch mit der Zulassungsstelle und die spielen euch einfach Zahlen zu, weil das ist sehr frustrierend, wenn ich nicht sofort sehen kann, wie gut performen die Sachen. Und das wäre zum Beispiel was, wo man, glaube ich, schnell schon mal eine Entlastung schaffen kann, ohne irgendwelche neuen Tool Strukturen sich aufbauen zu müssen an der Stelle. Das spielt ja auch Datenschutz schon eine Rolle. Wir wollen es jetzt nicht groß anreißen, aber das ist ja auch so ein Problem, was bei allen Hochschulen, gerade im staatlichen Kontext, immer wieder sehr, sehr doll mitwirkt.

Stephanie Weyres von Levetzow
Ja, auf jeden Fall. Das ist auch der Grund, warum wir aktuell eben das System so haben, wie wir es haben. Dieser Austausch, da hast du vollkommen recht, das ist aber eine Ressourcen-Sache. Also ich kann mir auch gut vorstellen, dass das auch viele Universitäten und Hochschulen trifft wie uns. Das ist ja eine komplette Umstellung im Grunde des Arbeitsprozesses und das ist auch was, was die Zulassungsstelle, so wie sie aktuell arbeitet, für die ist so eine Bewerbungsfrist eine unglaublich angespannte Zeit. Da sind die sowieso schon stark unter Strom und sind im Grunde die ganze Zeit am Arbeiten. Und für die wäre dann so ein Austauschtermin, damit ich sozusagen im Nachhinein sagen kann: „Ich bin glücklich gerade mit meinen Zahlen, ist für die eine zusätzliche Belastung. Das heißt, ich gebe mich aktuell so damit zufrieden, dass ich sage: Meine Zahlen stimmen so bis zu einem gewissen Punkt und hundertprozentig überprüfen kann ich sie erst im Nachhinein. Aber natürlich möchte ich da woanders hin. Also du hast recht, das ist natürlich unzufriedenstellend.

Jonas Elmenhorst
Bei uns haben wir das folgendermaßen gelöst: Wir haben also die Zielzahlen natürlich definiert und haben diese wöchentlichen Meetings mit dem Dekan, dem Präsidenten, Admission, Marketing, Recruiting, Communication und schauen dann gemeinsam auf die Zahlen. Wir schauen also einmal pro Programm auf die Leads, die reinkommen, dann die applications, die eingereicht wurden, dann welche dann accepted wurden und dann auch zugelassen wurden und haben so einen wöchentlichen Austausch und können auch sehen, wie weit sich der Funnel füllt. Also wie viel Potenzial haben wir noch in den einzelnen Stufen und wie wir das Potenzial einschätzen und können da ganz gut das gesamte Know-how zusammenbringen, auch zu verstehen, wann in welchen Studiengängen, in welchen Programmen bestimmte Peaks entstehen. Also zum Beispiel beim MBA bewerben sich die Studenten ja relativ spät. Bei den internationalen Studenten haben wir natürlich die Problematik mit den Visa. Das heißt, die die schon früher schon ihre applications eingereicht haben und können dann mit den wöchentlichen Meetings dann auch ganz prima wieder unsere Agentur steuern. Das heißt, von der Agentur, mit der wir im regelmäßigen Austausch sind, denen schicken wir dann auch anonymisiert die Daten. Wir stellen die denen zur Verfügung, über welche Kampagne, über wie viele Leads, applications und nachher auch Students bekommen haben. Das heißt, wenn wir Kampagnen haben, neue Kampagnen aufsetzen, dann sehen wir im ersten Schritt natürlich bei Matomo oder auch bei Google Ads beispielsweise, wie die Kampagnen performt haben, aber nur bis zu dem Punkt, wo die Application gestartet wurde. Dann bricht das ab, so wie bei euch. Und dann haben wir das CRM, welches wir eingeführt haben, Full Fabric. Und können dann sehen, wie die sich weiterentwickeln. Und so können wir ganz gut das Gesamtbild erfassen, aber aufgrund unserer relativ überschaubaren Studentenzahl – wir sind ja keine riesige Universität, wir sind eine private Hochschule, etwas kleiner – von den Studentenzahlen haben wir auch nicht die Menge an Daten, dann wirklich schnell Entscheidungen zu fällen bezüglich der Performance der Maßnahmen. Also gerade wenn man dann nachher am Ende der Journey guckt im Lower Funnel, wie da die KPIs aussehen, da ist einer mehr oder so, kann schon eine zweistellige prozentuale Veränderung darstellen. Das ist die Problematik, mit der wir uns gerade beschäftigen, aber wir können immerhin sehen durch das CRM, wie die Kampagnen sich dann auch in der gesamten Journey entwickeln.

Friedrich Stopsack
Genau, das ist ja auch wirklich das Optimum, wo man hin will, auch jetzt aus Agentursicht. Aber ich kann mir auch vorstellen, für euch ist es am Endeffel auch relevant zu sehen, welcher Studiengang ist jetzt schon auf welchem Level, wie Und da ist natürlich so was an Feedback immer sehr, sehr gut, auch die Budgets darauf anzupassen, zu gucken, wo optimiert man noch nach, wo gibt man noch mal Druck drauf. Das ist natürlich aus Marketing-Sicht sehr, sehr viel Mehrwert auch. Und nun hattest du es ja auch erwähnt, ist das natürlich auch immer ein sehr, sehr langer Lifetime-Cycle. Steffi, du hast es ja auch schon gesagt, man kann das natürlich immer vergleichen. Das ist halt nicht, wie man kauft mal einen Staubsaugerbeutel, den man mal öfter braucht, sondern die Entscheidung, sich für ein Studium zu bewerben. Das ist eine Journey und die ist nicht von heute auf morgen getan.

Stephanie Weyres von Levetzow
Ja, das ist auch tatsächlich so, dass wir versuchen, diese komplette Interessenten-Phase irgendwie abzudecken. Wir können gar nicht sagen, dieser Studiengang ist schon voll, da brauchen wir gar nichts mehr, oder in diesem Studiengang ist noch sehr viel Lücke, da sollten wir die Kampagnen verstärken, sondern bei uns ist das ja so, dass die Leute sich bewerben innerhalb der Bewerbungsfrist und erst am Ende der Bewerbungsfrist wissen wir ja, wie viele davon können wir denn überhaupt zulassen, wie viele erfüllen denn die Zulassungsvoraussetzungen? Und dann gibt es natürlich noch mal diese Lücke zwischen, die haben alle ein Zulassungsangebot bekommen, also die könnten alle bei uns studieren, und denjenigen, die sich dann einschreiben. Das ist dann alles außerhalb der Bewerbungsfrist. Da laufen auch keine Kampagnen mehr bei uns. Noch ein Stück weit Social Media, damit wir natürlich irgendwie im Hinterkopf der Zielgruppe bleiben, aber sonst nicht mehr arg viel, sondern in dem Moment greift dann natürlich das E-Mail-Marketing, also dass wir mit den Leuten kommunizieren, die ein Angebot von uns bekommen haben und ihnen sagen: Immatrikuliere dich doch bitte innerhalb der Frist. Aber auf das Thema zurückzukommen, das du gerade angeschnitten hast, das ist tatsächlich was, wo wir die ganze Zeit dran arbeiten: Ab welchem Zeitpunkt wollen wir denn wirklich an die Leute ran? Also ab welchem Zeitpunkt wollen wir denn mit denen sprechen? Also Grundschule ist noch ein bisschen zu früh, glaube ich, aber da müssten wir tatsächlich stärker in die Elternkommunikation gehen. Die übrigens mega wichtig geworden ist. Ich weiß nicht, wie es bei euch ist, Jonas, aber die Elternkommunikation ist super wichtig. Bei den internationalen noch mal ein bisschen mehr als bei den nationalen, aber unsere Infotage sind auch voll von Eltern. Aber tatsächlich müssen wir schon schauen, so zwölf „Ach, die 13. Klasse. Ab wann fangen die denn an? Also in Baden-Württemberg gibt es gerade keine 13. Klasse, sondern da sind wir gerade noch bei G8 unterwegs. Ab wann fangen die denn an, sich mit dem Thema Studium zu beschäftigen? Sollten wir vielleicht auch mit den Lehrern sprechen? Also Thema Schulkommunikation spielt eine Rolle. Das Thema Marketing an Schulen, das ja eigentlich gar nicht so einfach ist, zu Recht nicht so einfach ist, spielt eine Rolle. Und dann, wann beginnt denn deren Interesse? Wann wird es denn tiefer? Wann fangen die sich konkret an, mit Studiengängen auseinanderzusetzen, mit Universitäten und Hochschulen auseinanderzusetzen und dann später eben wirklich reingehen in das Thema Consideration. Also wann wägen sie denn das eine gegen das andere ab?

Ina Teloudis 
Im Idealfall interessiert sich ein Interessent schon vor seinem Abi für deine Hochschule, für deine Universität. Aktuell ist aber, auch wenn man jetzt mal so social media-mäßig guckt, das muss gar nicht nur Kampagne sein, aber der Content ist ja eigentlich nicht auf diese Zielgruppe ausgelegt und Kampagnen ja schon mal gar nicht. Oder ist es bei euch anders?

Stephanie Weyres von Levetzow
Doch, also versuchen wir tatsächlich zu machen. Also Meta ist ja ab 18 möglich. Das heißt, da haben wir natürlich mit G8 ein kleines Problem. Wenn wir da die 16, 17-Jährigen ansprechen wollen, müssten wir das über TikTok machen. Genau, aber wir versuchen natürlich auch auf andere Art und Weise an die ran zu kommen. Also gerade bei uns im regionalen Umfeld spielt Out-of-Home schon auch noch eine Rolle. Genau und ganz klassisch so was wie Study Check, also Plattformen, Studium von der Zeit, also einfach auch Plattformen, wo wir wissen, da schauen die schon relativ früh drauf. Das kriegen sie auch in den Schulen gesagt. Da können die Studienentscheidungen drüber treffen. Und dann natürlich die ganz persönlichen Touchpoints, Beratungsgespräche, Infotage, dass wir sie zu uns bekommen. Genau, wir versuchen in dieser Zielgruppe unterwegs zu sein, aber du hast vollkommen recht, Ina, das ist super schwer, in der Zeit schon mit denen zu sprechen. Dabei finde ich das super wichtig. Also ich finde das super wichtig, dass Leute in der letzten Klassenstufe sich schon Gedanken darüber machen können und dürfen.

Jonas Elmenhorst
Die Elternkommunikation sehen wir natürlich stark bei den Bachelorstudenten, haben wir natürlich einen starken regionalen Einfluss, sagen wir. Wir sehen, dass die Bachelorstudenten dann aus Hamburg und der Umgebung kommen, die dann gerne international und auf Englisch studieren wollen. Das heißt, da adressieren wir auch stark an die Eltern, auch mit Postwurf-Direkt-Mailings, die dann so konzipiert sind, dass die Eltern das den Kindern dann auf dem Frühstückstisch legen sollen und sagen: Geh da mal hin, da gibt es eine Informationsveranstaltung. Out of Home haben wir jetzt speziell die S-und U-Bahnstationen, die für uns relevanten Gymnasien getargetet, da einfach auch noch mal die Brand bekannter zu machen. Parallel haben wir noch für die Studenten oder für die potenziellen Studenten selbst dann natürlich auch noch Social verstärkt. Das heißt, da produzieren wir auch extra Content für TikTok und Instagram, der auch das Student Life auch mehr in den Vordergrund setzt und da auch noch mal starker emotionalisiert und auch die Community der Studenten auch als USP noch mal hervorhebt. Im internationalen Kontext sehen wir natürlich, dass Facebook in Asien auch sehr relevant ist und dort arbeiten wir aber auch viel mit Agenten und da verstehen wir auch, dass dann auch die Eltern angesprochen werden müssen. Das merken wir auch noch mal besonders auch noch mal jetzt im Vietnam. Wir haben gerade in Saigon einen Campus aufgemacht und kriegen da natürlich jetzt sehr viel direktere Informationen über den Markt dort im Vergleich zu den anderen asiatischen Märkten, wo wir nicht präsent sind. Und das ist noch mal ganz spannend zu sehen, wie die einzelnen Social-Kanäle für verschiedene Zielgruppen in verschiedenen geografischen Regionen dann funktionieren. 

Friedrich Stopsack
Ich meine, wir müssen uns ja nichts vormachen. Ohne Social Media erreicht man heute fast kaum noch jemandem, also TikTok und Meta, gerade mit Instagram sind ja da schon die starken Vorreiter. Aber da auch noch mal für mich aus Interesse: Ihr nutzt ja beide jeweils Matomo. Habt ihr dann für diese Kanäle zum Beispiel auch über Matomo Ereigniserfassung für diese Kanäle aktiv, wie ihr da denn die Erfolgsmessung quasi stattfinden lasst? Oder zieht ihr euch die Daten aus den Dashboards der einzelnen Anbieter heraus? Die haben ja auch eigene Analyse-Tools.

Stephanie Weyres von Levetzow
Du meinst jetzt konkret Pixel, dass wir verwenden würden?

Friedrich Stopsack
Genau, Pixel, aber darüber hinaus auch die Ereigniserfassung. Es geht ja auch über den Pixel hinaus, das Conversion Tracking für die einzelnen Dienste.

Stephanie Weyres von Levetzow
Also Pixel dürfen wir nicht verwenden und da arbeiten wir ohne. Und ich muss sagen, in Matomo, also wir arbeiten mit UTM-Parametern, so wie Jonas das auch schon erzählt hat, dass wir eben sehen, wer kommt über die Kampagnen auf unsere Seite und dann sehe ich bei Meta sehr wenig. Also das wird mir fast immer weggenommen. Das ist was, da kann ich ein bisschen raten, muss ich sagen, oder irgendwie muss ich mir halt was vorstellen. Für mich ist tatsächlich Meta und TikTok aber auch ganz stark das Thema Image. Also das ist was, was ich gar nicht so stark zählen möchte an der Stelle, weil ich nicht glaube, dass so super viele, die das sehen, auch draufklicken und zu uns kommen und dann sofort konvertieren, sondern das ist was, was ich machen muss, bei den Leuten in den Kopf zu kommen. Um zu zeigen, so wie Jonas das auch schon gesagt hat, wie sieht denn bei uns der Student Lifestyle aus? Wie studiert es sich bei uns? Was bedeutet Studieren denn überhaupt? Was ist denn der Standort Mannheim als Uni-Stadt? Für so was ist das super wertvoll und ich glaube auch daran, dass es funktioniert. Sonst würde ich es nicht machen, aber ich verspreche mir davon nicht sofort den Traffic auf der Seite, sondern ich mache das tatsächlich, um in den Kopf reinzukommen. Den Traffic auf der Seite, den hole ich mir in erster Linie über Google. Und da nutzen wir ganz normal die Suchkampagnen, aber auch Google-Display-Netzwerk. Also Performance Max haben wir jetzt auch super gute Erfahrungen mit gemacht. Und das ist einfach was, wo ich mir dann tatsächlich eher in dieser Phase, wo sie schon über die Unis Bescheid wissen und wo sie vielleicht auch schon so ein bisschen in Richtung Studiengangsentscheidung gehen, mir den Traffic auf die Seite hole und den dann auch ganz genau anschaue und tracken und darüber dann eben auch sehe, dass es Conversion gibt. Social Media ist für mich wirklich ganz, ganz stark dieser erste Bereich im Funnel.

Ina Teloudis 
Jetzt hast du gerade gesagt, was gut funktioniert. Es würde mich mal auch interessieren, das will ich natürlich von Jonas auch gleich wissen,was ihr gemacht habt und wo ihr gesagt habt, das wird das Ding und das hat überhaupt nicht geklappt. Gibt es so eine Geschichte, wo du sagst: Braucht ihr gar nicht erst versuchen- haben wir gemacht- lohnt sich nicht der hustle.

Stephanie Weyres von Levetzow
Ja, bei einigen Plattformen kann ich da irgendwie ein großes Lied von singen. Da gibt es auf jeden Fall die eine oder andere Plattform, die ich unbedingt austesten wollte. Und da will ich jetzt nicht unbedingt Namen nennen, weil sonst werde ich vielleicht nachher geschlagen. Aber wo ich tatsächlich getestet habe und auch gedacht habe, da kriege ich auf jeden Fall Leute von, weil da sind bestimmt die Richtigen unterwegs und die werden dann auf mich aufmerksam und da wurde dann nichts draus. Womit ich aber auch immer wieder kämpfe, ist ganz ehrlich LinkedIn. Also das ist was, wovon ich mir im Master-Bereich immer wieder was verspreche. Und manchmal funktioniert das richtig gut, also manchmal bin ich super glücklich mit den Ergebnissen und manchmal bin ich so absolut enttäuscht davon, was da passiert ist. Kann ich gar nicht sagen. Also das ist für mich so eine absolute Wunderkiste, mit den Studiengängen selber probieren wir es immer mal wieder aus. Aber ich weiß nie vorher, was dabei rauskommt.

Ina Teloudis 
Und das ist auch eine hochpreisige Wundertüte dann so im Vergleich, oder?
Also das muss man ja auch noch mal dazu sagen. Absolut, absolut. Aber wie du sagst, ab und an funktioniert es eben doch. Jonas, ist LinkedIn-Marketing bei euch ein Thema?

Jonas Elmenhorst
Ja, LinkedIn haben wir gerade stark ausgebaut. Da sehen wir unterschiedliche Ergebnisse. Wir haben verschiedene Kampagnen dort ausprobiert, sehen da aber für den Executive Education-Bereich wirklich gute Ergebnisse. Gucken dann eigentlich nachher auch die CPAs, also wie viele dann wirklich sich beworben haben. Und sehen, dass wir bei Google über Performance Max … Man muss es von Studiengang zu Studiengang betrachten. Also bei Performance Max kann man wahnsinnig skalieren, aber die Qualität, die muss man dann im Nachgang noch mal betrachten, wie viele wirklich eligible applications man dann bekommt. Da muss man dann wirklich Studiengang spezifisch draufgucken. Und dann haben wir natürlich auch die Portale belegt, gehen jetzt weg von dem quantitativen Ansatz, wirklich die Leads zu maximieren und versuchen, mehr qualitativen Traffic zu kriegen und haben dementsprechend die Strategie am Anfang des Jahres umgestellt. Das heißt, wir setzen stark auf Portale, weil wenn die Leute schon suchen und uns dort finden, dann sind sie weiter unten im Funnel. Performance Max ist ja auch Upper Funnel mit dem Display-Bereich drin und haben eine Advertorial-und Influencer-Strategie aufgesetzt, die jetzt sehr gut anläuft. Und da werden wir am Ende des Intakes die Auswertung machen und hoffen, dass wir mit diesem qualitativen Ansatz dann deutlich bessere Ergebnisse kriegen.

Ina Teloudis 
Das wird ja auf jeden Fall messbar sein?  Das sollte es ja.

Jonas Elmenhorst
Ist es alles messbar? Die Frage ist natürlich immer, wo man die Maßnahmen verortet, ob man Influencer im Upper Funnel verortet. Und vielfach sehen wir auch, dass die applications bei uns gefühlt aus dem Nirgendwo kommen. Das heißt, ein großer Teil der applications hat sich vorher nicht bei uns registriert. Das heißt, die haben keine Broschüre gedownloadet, waren nicht beim Event und die wachen natürlich morgens auf und googeln KLU und gehen auf klu.org, sich dann bei uns zu bewerben, sondern haben natürlich vorher auch schon mal bestimmt, man sagt ja im Schnitt sieben bis acht mal, müssen sie mit der Brand in Kontakt gekommen sein, um sich die zu merken. Und diese Kontaktpunkte, die liefern wir ja mit dem Marketing. Und da ist natürlich die, sagen wir, Schwierigkeit, ein Attributionsmodell aufzusetzen, wenn einem die Daten fehlen und dementsprechend auch die  Allokation zu planen. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass Advertorials und Influencer-Marketing ein immer wichtigerer Bereich wird, dort auch in die Bubbles und in die Communities reinzukommen mit Content, der eine höhere Glaubwürdigkeit hat als eine Ad.

Ina Teloudis 
Wir kommen so langsam so ein bisschen auch in die Richtung, was du gerade gesagt hast und Steffi, was du auch gesagt hast, mit diesem Du glaubst daran und Social ist wichtig, Du glaubst daran, dass diese Influencer-Kiste die nächste wichtige Nummer ist, glaube ich auch. Aber das kannst du ja noch gar nicht belegen. Wie viel Bauchgefühl erlaubt ihr euch denn noch?

Jonas Elmenhorst
Also prinzipiell sagt mir, dass Bauchgefühl einen relativ hohen Anteil an Rationalität hat, weil es ja auf vergangenen Entscheidungen basiert und dass je erfahrener und älter man wird, desto besser wird das Bauchgefühl. Deswegen halte ich dieses Bauchgefühl gar nicht so für irrational oder impulsiv oder wie es auch oft dargestellt wird, sondern schon für ein sehr gutes ad hoc Selektionskriterium, was rational ist in der Entscheidungsfindung. Und daher denke ich, man sollte auf sein Bauchgefühl hören, aber man sollte natürlich nicht aus den Augen verlieren, dass man dann das Ganze nachher auch mit Zahlen belegen kann, es dann auch vergleichbar zu machen mit anderen Kampagnen, dann wieder in der Budget Kalkulation vernünftig Entscheidung zu fällen.

Ina Teloudis 
Und zur Not dann auch kill your Darlings an der Stelle, oder?

Jonas Elmenhorst
Absolut. Nachher wird alles auf den Prüfstand gestellt und alles muss eine Daseinsberechtigung haben und dann ist natürlich die Frage: Wo verordnet man die Maßnahme? Ist es Upper Funnel? Ist es Lower Funnel? Und wie bewerte ich dann eine Brand-Awareness-oder Imagepositionierungsmaßnahme? Wie leitet ich dann den Return of Invest ab? Ist es der organische Traffic? Ist es die Conversion Rate, die steigt? Ist es eine Optimierung oder ist es eine bessere Conversion Rate der Paid Ads nachher, die wir sehen, davon ausgehend, dass die höheren Trust hat plötzlich durch eine höhere Bekanntheit und durch ein besseres Image und dass dadurch man wieder auf der Performance-Paid-Seite dann wieder Geld spart.

Ina Teloudis 
Und von welchem Zeitraum reden wir. Wie viel Zeit gibt man so einer Sache? Das finde ich auch immer noch spannend, den Zeitfaktor. Dazu betrachtet man noch dann natürlich die ganze gesamtwirtschaftliche Lage und natürlich auch die Trends bezüglich bestimmter Themen, Studienthemen.

Jonas Elmenhorst
Ob es nun Sustainability ist, ob es nun Tech ist. Das spielt ja auch alles rein in die Studienwahl und kann dann auch zu einem verzerrten Bild führen bei der Auswertung.

Ina Teloudis 
Was ist mit Dir Steffi? Was ist mit deinem Bauchgefühl? Ist das auch so rational? 

Stephanie Weyres von Levetzow
Natürlich, mein Bauchgefühl ist total rational.
Nein, ich glaube, dass es immer eine gute Mischung sein muss. Es ist eine Mischung aus den Zahlen, die ich bei mir selbst aus meinen Systemen ziehe. Es ist eine Mischung aus dem Bauchgefühl, das ich auch, so wie Jonas, auf meine Erfahrung vielleicht ein Stück weit schieben würde, aber auch aus dem Thema Studien. Wir beschäftigen uns da auch ganz stark mit Studien oder so wie Jonas auch gesagt hat, mit dem Thema Trends, einfach auch,um zu sehen: Wie geht es denn meiner Zielgruppe? Wir haben ja da durchaus auch demografisch das Thema, dass es immer weniger StudienanfängerInnen werden und dass wir uns natürlich auch anschauen müssen, warum ist das denn so? Ist das wirklich nur demografisch bedingt oder hat das dann auch noch andere Gründe? Und dann ist es auch ganz unterschiedlich pro Studiengang. Also manche sind weiterhin extrem beliebt, andere sind plötzlich gar nicht mehr beliebt. Also woran liegt das denn? Also aus all diesen Dingen muss ich mir das irgendwie so zusammensammeln. Da spielt Bauchgefühl auf jeden Fall eine Rolle. Und ich würde zum Beispiel auch sagen, so eine Brand-Kampagne oder eine Image-Kampagne, das ist nicht 100 prozentig messbar, aber ich bin auch der festen Überzeugung, dass man ohne diesen Bereich im Marketing einfach viel weniger erfolgreich ist. Wenn ich wirklich nur meine Studiengänge, wenn ich die so als Produkte betrachten würde, wenn ich wirklich nur meine Produkte bewerben würde, dass das nicht funktionieren würde. Und deswegen glaube ich, dass man einfach die beiden Bereiche ganz, ganz fest zusammendenken muss. Man kann nicht immer alles messen. Also auch wenn wir irgendwie heute vom Online-Bereich super verwöhnt sind, dass man richtig viele Zahlen generieren kann und richtig viel messen kann, wird man immer wieder von irgendwelchen Dingen überrascht, die man nicht messen kann, bei denen man einfach keine Ahnung hat, woher die kommen. Und das kann positiv und es kann negativ sein und ich werde da trotzdem keine wirkliche Erklärung für finden. Und das ist irgendwie so in dem Job, glaube ich, auch super schwierig, weil man eben so viel messen möchte und so viele Beweise finden möchte und so viel daraus lernen möchte für das nächste Jahr. Und ich glaube, dass man immer so ein bisschen im Kopf ein Stück lernen Raum haben muss, sozusagen, und da zulassen muss, dass da was passiert, was nicht messbar ist.

Ina Teloudis 
Er erinnert mich an den Ausspruch meines zwölfjährigen Sohnes. Wir sprachen über Füßball, er war im Kreisligapokal-Finale und er sagte, der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Und Ausnahmen bestätigen die Regel. Es gibt tausende solcher Sprüche und irgendwie passt das gerade ganz gut.

Stephanie Weyres von Levetzow
Ja, das stimmt.

Friedrich Stopsack
Genau, wir leben in einer sehr stark datengetriebenen Zeit. Es geht immer nur noch Zahlen, Fakten, aber es ist eben genauso wie Steffi oder Jonas, wie ihr beide schon meintet, es gibt halt sehr viele externe Faktoren, die sich nicht messen lassen. Und das sind schon mal saisonale Abhängigkeiten, die natürlich da sind, von denen man auch weiß, die aber natürlich, wenn man sich nur die kalten Zahlen anguckt, in der Betrachtung ja gar nicht stattfinden. Wenn da keiner drauf guckt und weiß, oh, da ist gerade eine Urlaubssaison oder es ist gerade Weihnachten, da sind die Zahlen sowieso schlecht, dann fällt das ja schon raus. Und da fängt es ja an. Das sind ja die Sachen, von denen man weiß und das muss damit eingearbeitet werden. Total.

Jonas Elmenhorst
Wir machen regelmäßige Surveys mit den Studenten, also in der Welcome Week, und fragen natürlich dann auch ab, woher sie uns kennen, welche Kanäle sie nutzen. Das Gleiche haben wir auch gemacht mit den Influencern. Das heißt, wir haben die Studenten auch gefragt, welchen Influencer wo sie folgen und können das dann natürlich immer noch mal dagegen legen und können da auch wieder Trends herauslesen und haben da natürlich zu den Zahlen dann noch mal eine zweite, etwas qualitativere Quelle für diese Entscheidungsfindung Und bei den Brand-Kampagnen machen wir auch eine vorher-nachher-Analyse, also eine Umfrage, dann auch den Brand Lift und die Image-Repositionierung zu messen. Das heißt, fließen nachher auch wieder Zahlen, die dann die Maßnahmen entweder rechtfertigen oder zu einer Beendigung der Maßnahmen führen, was ja auch durchaus sein kann. Man muss die puren Zahlen sehen, aber die Zahlen, so wie ihr das ja auch schon gesagt habt, erzählen nicht die gesamte Story. Das heißt, wenn dann die die Clicks hochgehen und die Start-up-Applications durch die Decke gehen, heißt es ja nicht, dass das dann durchläuft. Und deswegen ist es wichtig, dass man eine Kombination beispielsweise aus den Google Ads hat und dann weiter über Matomo das Ganze betrachtet, über das CRM und dann nachher auch guckt, was bei der Admission dann landet und dann auch natürlich auch das Feedback von den Studenten abholt, ob das wirklich die Touchpoints waren, die nachher relevant waren oder nicht. Und da gibt es ja auch viel Bias in der Einschätzung der Studenten, ob das nun der Touchpoint ist, der nun besonders prägnant war oder der letzte. Und das muss man natürlich dann wieder mit dem letzten Touchpoint, der beim Matomo auftaucht, wieder vergleichen und zu gucken, wo liegt eigentlich die Wahrheit nachher?

Stephanie Weyres von Levetzow
Ja, das ist ja dieses Berühmte, wenn du online die Leute fragst: „Wo hast du von uns gehört?, dann ist es immer irgendwie Google Website, auch wenn es möglicherweise was völlig anderes war, weil das war einfach das Letzte, was im Kopf drin war.

Jonas Elmenhorst
Ja, und dann weißt du auch nicht, ob die Organisch-oder Paid-Ads geklickt haben. Das heißt, da ist eine große Grauzone auch. Und das rauszufinden ist wahnsinnig schwierig.

Stephanie Weyres von Levetzow
Genau, ist ja eigentlich ideal, wenn sie selber nicht wissen, ob sie Organisch-oder Paid geklickt haben.

Friedrich Stopsack
Aber das ist ja am Ende immer so die variable X als Mensch auch. Aber deswegen ist es ja so wichtig, Steffi, du meintest ja auch schon einfach, auf mehreren Ebenen des Funnels trotzdem immer präsent zu sein, sei es relativ weit oben mit Brand Content, einfach da schon die Awareness zu schaffen und da bewusst das Vertrauen aufzubauen mit der Hochschule. Man kennt sie, sie ist da, man hat schon mal von ihr gehört und dann später natürlich weiterhin anzuknüpfen. Und das ist natürlich so, dass innerhalb dieses Funnels natürlich auch andere Metriken angewendet werden müssen, diese Maßnahmen einfach anders zu messen und zu bewerten. Aber es führt, Jonas, wie du meintest, am Ende kommt alles zusammen. Alles kippt in diesen Funnel rein und alles führt am Ende zum Ergebnis. Man muss nur wissen, wo trennt man und wo setzt man an und welche Zahlen, welche Auswertungen nimmt man für welche Maßnahmen am Ende, um die Erfolgsmessung durchzuführen.

Ina Teloudis 
Ich übersetze mal. Nicht jede Maßnahme hat ja den gleichen Zweck am Ende.

Friedrich Stopsack
Genau.

Stephanie Weyres von Levetzow
Das stimmt und manchmal ist man dann überrascht. Wir hatten jetzt dieses Jahr hatten wir eine Kampagne, die ich eher in den Bereich Brand Image geschoben hätte und die hat wahnsinnig gut konvertiert, wo ich wirklich nicht damit gerechnet habe, wo ich eigentlich gedacht habe, da kriege ich maximal Traffic drüber. Und das ist jedes Mal anders.

Ina Teloudis 
Kannst du sagen, was Inhalt der Kampagne war oder was so Thema war? Vielleicht war es ja irgendein Trend?

Stephanie Weyres von Levetzow
Ja, das war das Thema Standort. Mannheim ist jetzt nicht unbedingt irgendwie so deutschlandweit bekannt als die Unistadt. Viele kennen es als Verkehrsknotenpunkt für ICEs oder so, aber so als Uni Stadt kennt man uns wahrscheinlich weniger als jetzt andere Baden-Württembergische Uni Städte wie Heidelberg oder Tübingen oder so. Aber wir wissen, dass das Thema Standort super wichtig ist für Studierende, also für Studieninteressierte. Und das wussten wir schon die ganze Zeit und dann haben wir immer gedacht: Ja, wir können natürlich zwei Sachen machen. Wir können sagen, wir verschweigen die ganze Geschichte, wo wir sind und uns darauf verlassen, dass wir als sehr bekannte Wirtschaftsuniversität weiterhin sehr beliebt sind, oder wir können damit spielen. Und dann haben wir uns dafür entschieden, damit zu spielen. Wir haben gesagt, wir schauen mal, was sind denn unsere USPs? Also unsere Studierenden sind super zufrieden hier in Mannheim. Was lieben die denn so daran? Und dann haben wir tatsächlich in erster Linie über Meta, aber auch über Performance Max, haben wir Anzeigen ausgespielt, die sehr humorvoll, teilweise ironisch mit dem Thema Uni Stadt Mannheim umgehen. Genau, das ist diese Kampagne, die erstaunlich stark konvertiert hat, und zwar erstaunlich stark konvertiert aus Gegenden in Deutschland, die wir sonst nicht erreichen. Wir erreichen immer alles rund Mannheim, Mannheim plus 150 Kilometer. Und plötzlich haben wir richtig viel auch aus dem Norden, also von euch, so bekommen.

Ina Teloudis 
Ja, aber das finde ich wirklich sehr, sehr spannend. Bei solchen Dingen kannst du ja schwer … Klar kannst du so was planen, aber es ist ja trotzdem so ein Zufallstreffer, wo du, Jonas, wo du sagtest, du das trennst. Ist das auf jeden Fall ein Trend? Dann scheint das ja in der Zielgruppe ein Bedürfnis dafür da zu sein, zu sagen: Ich mag es klein, ich mag es mucklig, ich möchte nicht nach Berlin, ich möchte nicht an so einen riesen Standort, ich brauche so was, was so ein bisschen ironisch, niedlich mich in den Arm nimmt, scheint ein Trend gewesen zu sein oder so ein Bedürfnis, was in der Zielgruppe offensichtlich gerade da ist, so angesprochen zu werden.


Stephanie Weyres von Levetzow
Genau Genau. Also jetzt müssen wir noch abwarten, ob die Leute, die sich beworben haben, dann sich auch wirklich immatrikulieren.


Jonas Elmenhorst
Dafür kann man ja die organischen Social-Beiträge ja sehr gut nutzen, dass man guckt, was organisch trendet und das dann in paid praktisch entweder boostet oder auch Ads ausbaut und so hat man so ein bisschen vorherigen Proof of Concept, ob solche Ansätze funktionieren. Das haben wir gerade mit TikTok, da testen wir das gerade.

Ina Teloudis 
Also das so ein bisschen als Indikator zu nehmen.

Jonas Elmenhorst
Genau, für Visuals, für Videosequenzen, für Themen, welche Themen ziehen und womit kann man ein besonders hohes Engagement erreichen und das dann auch in der Performance-Marketing zu vertesten.


Ina Teloudis 
Jetzt werde ich gleich, wenn wir fertig sind mit unserem Gespräch, erst mal gucken gehen, was das denn für ein nettes Reel über die Uni Stadt Mannheim war.

Stephanie Weyres von Levetzow
Ja, du kannst gerne auf Insta schauen oder auf TikTok kannst du auch gerne schauen. 

Ina Teloudis 
Okay, ihr Lieben, haben wir irgendein Thema noch komplett außen vor gelassen, wo wir noch dringend drüber sprechen müssen in Sachen datentriebenes Marketing? Tools, Tricks, Tipps?

Stephanie Weyres von Levetzow
Also mir fällt spontan, ganz spontan, noch das Thema SEO ein. Finde ich, ist ein riesen Thema zurzeit, auch in Richtung AI. Da sind wir gerade dran. Also, wie kriegen wir organisch mehr Leute und was müssen wir da in Zukunft auch tun? Aber das ist ein Thema für einen eigenen Podcast, glaube ich.

Ina Teloudis 
Wie viel Studiengänge habt ihr an der Uni Mannheim?

Stephanie Weyres von Levetzow
Über 60.


Ina Teloudis 
Okay. Und die haben wie viel Seiten Informationsmaterial zwischen einzelnen Studiengängen? Also das ist natürlich ein Problem. Da kannst du natürlich eine ganze SEO-Abteilung mit beschäftigen.

Stephanie Weyres von Levetzow
Ja, die haben wir nicht.

Ina Teloudis 
Nein.

Friedrich Stopsack
Ich wollte gerade sagen, und auch das Thema mit KI was ja nach und nach sukzessive die Suche ablösen wird, das ist ein Thema, das drückt gerade überall. Es gibt auch schon die ersten Kartellklagen, richtig, gegen Google auch mit der Integration von Gemini. Aber wie gesagt, das ist ein ganz anderes Thema, das braucht eine eigene Folge. Und einen Rechtsanwalt.


Ina Teloudis 
Also wenn Experten zu dem Thema zuhören, wir würden uns freuen, wenn ihr mit uns Kontakt aufnehmt. Also wahrscheinlich wird es nicht nur eine Folge, sondern eine ganze Staffel werden, dass wir uns in Zukunft mit diesem Thema wirklich noch mal auseinandersetzen.


Jonas Elmenhorst
Wir sehen auch schon, dass bei uns die ersten Leads über ChatGPT reinkommen. Da passiert einiges und wir haben jetzt auch ein Projekt aufgesetzt, dass wir vermehrt in Reddit und Quora reingehen und dort dann auch präsenter werden und da aufkommende Fragen auch die Kühne Logistics University betreffen, dann auch beantworten Aber das ist, glaube ich, ein großes Thema, das Ganze und spannend wird es dann ja auch, wenn man bei ChatGPT dann auch Ads schalten kann.

Friedrich Stopsack
Auch das Thema kommt, ist ja bei uns zum Beispiel auch schon Thema, bis hin zu, jetzt haben sie diese Woche angekündigt, sie wollen die ganzen Checkout-Prozesse für E-Commerce auch in ChatGPT direkt abbilden. Also da bricht gerade einiges. Also das ist, glaube ich, spannend. Die Entwicklung ist hart, aber wie gesagt, ich glaube, da können wir eine ganze Staffel mit füllen. Mit vielen sehr, sehr trockenen Datenschutzfolgen.

Ina Teloudis 
Ich glaube, ich bin dann krank.
Spaß beiseite. Vielen, vielen Dank, dass ihr euch Zeit genommen habt zu plaudern und so ein bisschen erzählt habt, wie es bei euch läuft, wo ihr ein Zukunftspotenzial seht und so ein bisschen über Bauchgefühl gesprochen habt mit uns. Danke schön.

Jonas Elmenhorst
Danke schön. Vielen Dank.

Ina Teloudis 
Das war also unser Blick auf das Thema datengetriebenes Hochschul-Marketing mit ganz, ganz vielen unterschiedlichen Facetten. Friedrich, würdest du noch mal zusammenfassen, was bei dir jetzt hängen geblieben ist, was so deine Main-Take-Aways waren? 

Friedrich Stopsack
Ja, ein ganz wichtiger Fakt ist auf jeden Fall, dass man merkt, wie wichtig dieser Austausch zwischen den einzelnen Abteilungen ist. Also wir betrachten ja oft, generell die Hochschulen betrachten ja sehr oft das Marketing als die wichtigste Hürde, neue Studierende zu gewinnen. Aber es ist halt immer doch sehr wichtig, diesen Austausch zu schaffen zwischen den Leuten, die die Marketingmaßnahmen steuern und am Ende auch den Sales, die die verwandeln in die wirklichen Studierenden. Und oft fehlt dieser Austausch bei den staatlichen Hochschulen aufgrund von Ressourcen, was dazu führt, dass oft erst der wirkliche Abgleich von den Zahlen dann stattfinden kann, wenn die Bewerbungsfristen quasi abgelaufen sind. Die privaten Hochschulen sind da tatsächlich meistens sehr, sehr, ich würde sagen, nicht vertriebsgesteuerter, aber sehr, sehr Zahlen-optimierter. Die optimieren da sehr, sehr regelmäßig, gehen öfter in den Austausch und optimieren tatsächlich auch innerhalb Panels und der Customer Journeys – ist ja genannt worden der Studiengang des MBAs –, wo zum Beispiel Marketingmaßnahmen eher am Ende des Zyklus stattfinden, weil die meisten Bewerbungen erst später stattfinden. Das sind zum Beispiel Insights gewesen, die extrem interessant sind, die wir so zum Beispiel auch noch nicht hatten. Grundsätzlich kann man sagen, dass trotz aller datengetriebener Prozesse und allen Zahlen hin oder her, es natürlich immer noch externe Faktoren gibt, die halt sehr, sehr schwer messbar sind. Also seien es gesellschaftliche, seien es wirtschaftliche, aber auch saisonale Faktoren, die immer wieder Marketingmaßnahmen beeinträchtigen oder sogar pushen können, die nur sehr, sehr schwer messbar sind und deshalb auch für so eine Datenanalyse nur sehr schwer heranzuziehen sind.


Ina Teloudis
Danke schön, Friedrich. Und euch vielen Dank fürs Zuhören. Das war Folge drei von Inside Hochschulkommunikation, Powered by Bundesverband Hochschulkommunikation und Mandarin EDU. Ihr habt Feedback oder seid Anwalt und wollt gerne zum Thema Datenschutz mit einsteigen? Schreibt uns gerne. Alle Kontaktinfos findet ihr in den Shownotes und wenn euch diese Folge gefallen hat, teilt sie gerne in euren Netzwerken und bewertet uns auf der Plattform eures Vertrauens. Danke fürs Zuhören. Bis in 14 Tagen.