Inside HKomm
Der Podcast – Folge 8
Mehr Mensch, mehr Reichweite? Corporate Influencer in der Hochschulkommunikation
Ina Teloudis
Da sind wir. Herzlich willkommen zu einer neuen Folge Inside Hochschulkommunikation. Schön, dass ihr wieder da seid, dass ihr wieder eingeschaltet habt. Folge 8 haben wir mittlerweile auf dem Tacho und es geht um ein Thema, das an vielen Hochschulen, glaube ich, immer mal wieder diskutiert wird, weil es gleich an mehreren Punkten rüttelt, so ein bisschen. An alten Kommunikationsmustern, das haben wir früher aber nicht so gemacht. An Datenschutzfragen-wird auch wirklich relevant gleich. Und die Frage: Wie viel Mensch, wie viel Persönlichkeit darf denn eigentlich in einer offiziellen Hochschulstimme stecken? Die Rede ist von Corporate Influencern, also Mitarbeitenden, die auf LinkedIn und Co selbst vielleicht zur Marke werden oder zu Markenbotschaften auf jeden Fall. Was kann das leisten? Wo liegen da die Chancen? Wo liegen vielleicht auch Risiken? Und wie schafft man es, das Ganze nicht nach Werbespot klingen zu lassen? Wir haben heute drei Gäste, die es wissen müssen: Pia Wilbrand und Maike Pauli von der FH Aachen. Die kümmern sich hier Öffentlichkeitsarbeit und Marketing an der FH und als Experte eingeladen, Philipp Dunkhase. Mitglied des Vorstands des Bundesverbandes Hochschulkommunikation, im Marketing an der Leuphana in Lüneburg, unter anderem tätig und noch viel, viel mehr. Schön, dass ihr alle da seid. Hi.
Pia Wilbrand
Hallo und danke für die Einladung.
Philip Dunkhase
Einen wunderschönen guten Morgen, Ina.
Ina Teloudis
Ich mache es mir jetzt mal einfach und würde euch bitten, dass ihr euch einmal reihum selber vorstellt. Also- was macht ihr? Wie sieht euer Tagesgeschäft so aus? Maike, willst du anfangen?
Maike Pauli
Ja, gerne. Mein Name ist Maike Pauli. Ich bin Online-Redakteurin in der Stabsstelle für Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing an der FH Aachen. Unser Hauptgeschäft sind unter anderem ganz klassisch die Website, aber auch die Social-Media-Kanäle, die wir betreuen.
Ina Teloudis
Okay, Pia?
Pia Wilbrand
Ja, ich arbeite mit der Maike im gleichen Team, auch in der Online-Redaktion. Und schwerpunktmäßig übernehme ich Aufgaben von einer Teamleitung. Wir sind zu dritt in dem Team und man muss sagen, wir sind eher Generalisten. Also, wir vertreten uns auch alle gegenseitig und jeder übernimmt von allem so ein bisschen.
Ina Teloudis
Das ist sehr praktisch. Ja. Und Philipp, magst du noch einmal ausholen?
Philip Dunkhase
Genau. Also mein Tagesgeschäft ändert sich ja täglich. Und es sind täglich neue Herausforderungen, was das Spannende ist. Aber im Bereich Corporate Influencer, das ja heute das Thema ist, habe ich tatsächlich zwei spannende Projekte gerade auf dem Tisch. Und das eine ist das Thema Corporate Podcasting, also mit Ehemaligen, wo wir mittlerweile 130 Folgen aufgenommen haben. Und im zweiten Podcast haben wir den How to Study in Germany-Podcast mit über 30 Folgen von Studierenden, die wir da im Bereich Corporate Influencer, mehr oder weniger, im Podcast-Bereich sehr erfolgreich einsetzen. Und das habe ich gerade auf dem Tisch zu diesem Thema.
Ina Teloudis
Okay, bevor wir gleich tiefer einsteigen in die unterschiedlichen Projekte, mich würde mal interessieren, Pia Maike, wie kam das Thema Corporate Influencer eigentlich bei euch auf den Tisch? War das so ein Projekt, wo wir sagen wollen, Oh, wir haben jetzt eine klare Strategie, das machen wir, oder war das eher so ein Oh, lass mal probieren, Moment?
Pia Wilbrand
Nein, das ist ursprünglich entstanden daraus, dass wir Anfang 2024 den LinkedIn-Kanal von unserem Alumni Management geerbt haben. Und dann stand für uns sowieso außer Frage: Wir brauchen eine neue hochschulweite Kommunikationsstrategie für LinkedIn. Und innerhalb dieser Strategieentwicklung kam dann das Thema Corporate Influencer erst auf. Also wir hatten Und dann, glaube ich, wie alle anderen Company Pages auch, standen wir vor der Herausforderung: Reichweiten sinken. Und dann war so die Idee: Wir haben doch irgendwie Leute, die sind hier schon aktiv aus der Hochschule. Wieso nehmen wir die nicht mit ins Boot? Und machen die noch mal ein bisschen fit für die Kommunikation. Und dann hat die Agentur, mit der wir zusammengearbeitet, dann das Zauberwort Corporate Influencer erst mal genannt.
Maike Pauli
Vielleicht dazu ergänzend noch: Das hatte für uns dann zusätzlich auch den Vorteil. Also wie Pia schon sagte, wir haben ja versucht, ein neues Konzept für unsere LinkedIn-Page zu erstellen und dazu gehörte auch, dass wir ja irgendwie auch die Themen ein bisschen einschränken, weil sonst kriegt man die Flut von der ganzen Hochschule, was da alles nicht gepostet werden soll. Und durch das Corporate Influencing hatten wir natürlich auch den positiven Effekt, dass die Leute selber ihre Themen posten. Und dass nicht alles über die Hochschul-Page laufen muss.
Ina Teloudis
Win-win.
Maike Pauli
Genau.
Ina Teloudis
Was war das vorrangige Ziel, was ihr da verfolgt hat? War das nur Sichtbarkeit überhaupt oder diesem “Corporate-LinkedIn-Pages Reichweitenknick” entgegenwirken? Was war so das Ziel? Oder war es Recruiting?
Maike Pauli
Ja, Sichtbarkeit auf jeden Fall, eben weil die Reichweiten von den Unternehmens Pages sinken. Recruiting spielt auf jeden Fall auch eine Rolle. Also da sind wir wieder bei den Themen gerade, dass wir nicht alles über unsere Page spielen, weil es auch nicht so viele Impressionen einfach mehr liefert. Und zu den Corporate Influencern bei uns gehört zum Beispiel auch die Recruiting-Abteilung. Die machen da auch mit.
Pia Wilbrand
Aber für uns initial war eher ganz klar, stand im Vordergrund, die Reichweite, die Sichtbarkeit der Hochschule zu erhöhen und dem entgegenzuwirken, dass unsere Reichweiten mit der FH-Seite einfach ein bisschen sinken.
Ina Teloudis
Welche Themen spielt ihr da schwerpunktmäßig auf LinkedIn?
Pia Wilbrand
Also wir haben drei Themen Säulen entwickelt. Es war ein bisschen ein Vorteil, dass wir zu der Zeit auch einen neuen Rektor bekommen haben und der eine recht klare Kommunikationsstrategie vorgegeben hat. Und daran konnten wir ganz gut die Ziele der Hochschule ableiten und dann auch für LinkedIn. Und das ist einmal das Employer Branding, das steht auch auf unserer Company Page auf jeden Fall, auf dem Programm, dann die regionale Verantwortung der Hochschule – wir verstehen uns ja als regionale Hochschule – und das Thema Innovationstreiber, also in der Wissenschaft, aber vor allem auch in der Region. Ja, und wir untermauern das Ganze auch mit den klassischen Werten, die wir an so einer Hochschule spielen. Also das Thema Gleichberechtigung, Demokratieverständnis, das soll auch immer mitschwingen in unseren Beiträgen.
Ina Teloudis
Wie habt ihr es praktisch umgesetzt? Du hast ja gerade schon gesagt, es gab ja schon ein paar Kolleginnen und Kollegen, die vielleicht auch recht aktiv waren auf LinkedIn. Habt ihr dann einfach über LinkedIn-Messenger so einen Zwinkersmiley rübergeschickt und- Hey, hättest du nicht Lust? Oder wie seid ihr da rangegangen? Habt ihr ein Casting gemacht?
Maike Pauli
Wir haben erstmal uns auf die Recherche begeben. Also wer ist überhaupt schon aktiv? Wer hat vielleicht nur ein Profil und macht gar nicht so viel da? Also wir haben erst mal ganz klassisch eine Excel-Tabelle erstellt mit Namen. Ich glaube, da waren so an die 100 Personen dann drauf.
Ina Teloudis
Okay, das ist eine Menge.
Maike Pauli
Und wir haben auch noch geguckt, wer hätte denn vielleicht was zu sagen, aber ist da gar nicht aktiv. Das war so der erste Step quasi.
Ina Teloudis
Und dann spricht man die Kolleginnen und Kollegen an?
Pia Wilbrand
Genau. Ja, also wir haben ein digitales Kick-off-Meeting geplant und haben dann all die Leute eingeladen, die wir da irgendwie identifiziert haben. Und wie Maike gesagt hat, wir hatten so ungefähr 100 Leute. Ich glaube, 80 haben wir am Ende eingeladen und von denen sind ungefähr 60 dann zu diesem digitalen Kick-off gekommen und haben sich dann mal von uns beziehungsweise von der Ansprechpartnerin der Agentur angehört, was wir so vorhaben. Also, was stellt man sich unter Corporate Influencing vor? Wie ist aber auch unser Fahrplan für die FH-Seite? Um so ein bisschen Verständnis dafür zu schaffen, wie kommen wir überhaupt auf die Idee, jetzt ein Corporate Influencer Programm auch zu starten?
Ina Teloudis
Ja, da muss man einmal auch Verständnis einwerben, dass die Kolleginnen und Kollegen verstehen, warum macht ihr das überhaupt? Wie war denn so die Stimmung, wie war es bei diesem Termin?
Maike Pauli
Also die Leute waren erstmal sehr interessiert, würde ich sagen, aber auch zurückhaltend. Also es war jetzt keiner, der gesagt hat: Okay, darauf habe ich jetzt gewartet, aber Ja, die waren schon interessiert, würde ich sagen.
Philip Dunkhase
Gab es denn bei euch auch so einen Goodie für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen? Also eine Zahl, die ich Mal gelesen habe, dass Schüler oder Abiturienten, jeder zweite möchte gerne Influencer werden. Wenn ich mir so einen Prof vorstelle und frage, ob er Influencer werden möchte, dann habe ich das Gefühl, dass das nicht gerade so auf die größte Gegenliebe stößt. Aber ich weiß, ein Thema, was immer alle herumtreibt, auch im Hochschulbereich, wenn es immer so um Premium Lizenzen geht, zum Beispiel bei LinkedIn, weil meistens gibt es ja immer die kostenlosen Varianten und mit Premium kann man natürlich dann auch viel interaktiver auch Personen anschreiben oder sich auch vernetzen. Ist das ein Thema? Ist das ein Thema gewesen oder ist das ein Anreiz bei euch, dass ihr sagt, hier, die bekommen alle mal Premium gesponsert dafür, dass sie als Corporate Influencer bei euch an der Uni unterwegs sind?
Pia Wilbrand
Nein, so was hatten wir tatsächlich nicht. Wir haben auf Ruhm und Ehre gehofft, dass das reicht. Aber, finde ich generell eine gute Idee, dass man es irgendwie noch mal genau mit einem ganz klaren Anreiz verbindet, außer den Dingen, die man ja versucht, als Mehrwert auch zu vermitteln im Vorfeld, die Leute so ein bisschen davon zu überzeugen.
Ina Teloudis
Zähl mal auf. Was habt ihr da so angeführt, als Mehrwert, für Teilnehmende?
Maike Pauli
Ja, dass sie ihr eigenes Netzwerk natürlich erweitern, dass sie sich selber auch in ihrem Themenfeld als Experte oder Expertin etablieren können.
Pia Wilbrand
Ja, ich glaube, ein Thema war auch für viele, also nicht nur für unsere Recruiter selber, sondern auch für Professorinnen und Professoren, das Thema Recruiting eigener Kolleginnen, also so Awareness dafür zu schaffen. Irgendwie, wir sind ein cooler Arbeitgeber. Hier hat man viele Möglichkeiten, auch in der Wissenschaft irgendwie aktiv zu werden. Das haben auch manche Leute als Mehrwert benannt tatsächlich Auch so was, gerade für die Nachwuchswissenschaftler: innen, sich da einen Namen zu machen, aber auch so was, wie in Kontakt kommen bezüglich Förderprojekten, also Projektchancen auch einfach zu erhöhen oder Projektpartner: innen zu finden in Industrie und Wissenschaft.
Philip Dunkhase
Das würde mich auch noch mal brennend interessieren. Und zwar ist das auch beim Barcamp immer wieder mal so eine Diskussion bei so Corporate Influencer-Programmen. Also viele Hochschulen arbeiten ja auch mit Canva und verschiedenen Vorlagen, Social-Media-Redaktionssystem. War das ein Thema bei euch? Habt ihr den Influencern auch so Vorlagen zur Verfügung gestellt, wie sie zu posten haben, auch im Corporate Design, von Schrift oder Bildsprache, Bildern? Oder habt ihr gesagt: Nein, genau das wollen wir nicht?
Pia Wilbrand
Also wir haben Angebote geschaffen, aber keine Verpflichtungen. Wir benutzen selber so eine Art Share-Pick-Generator. Da arbeiten war mit einer kleinen Agentur aus Aachen zusammen, die sich aus Studierenden gegründet hat. Den Corporate Influencern haben wir dazu allen Zugang gegeben. Das heißt, wenn die gerne offizielle Vorlagen nutzen wollten, konnten die das sehr gerne machen. Also es war mehr wie so eine Einladung. Wir haben denen aber auch Fotos aus unserem Fotoarchiv zur Verfügung gestellt, bei Bedarf. Und ansonsten denen aber sehr viel Freiraum gelassen, weil uns war wichtig, dass sie sehr authentisch kommunizieren. Also es sollte nicht nach Werbeveranstaltung aussehen, weil ich glaube, das wird auch irgendwie langweilig, weil dann wird es ja doch wieder mehr so ein Einheitsbrei. Wenn wir unseren klaren Ton haben, unsere klaren visuellen Vorgaben, kann man es am Ende auch nicht mehr so gut vielleicht unterscheiden: Ist das jetzt gerade da ein richtiger Mensch dahinter oder eine Kommunikationsabteilung, die da was diktiert?
Maike Pauli
Und wir haben ja auch ganz klar von Anfang an betont, das sind ja immer noch die privaten Profile unserer Beschäftigten und haben auch eigentlich von Anfang an klargemacht, wir wollen da jetzt nichts übernehmen und auch so wenig Vorgaben wie möglich eigentlich machen.
Philip Dunkhase
Auch zu dem Thema, das ist halt super spannend, weil ich glaube, wir beschäftigen uns immer viel in den Kommunikationsabteilungen: Wir müssen doch auch im Corporate Design uns bewegen, et cetera. Und die Frage ist an euch dann auch so in der Evaluierung: Das, was wir auch sehen. Manchmal habe ich das Gefühl, wir sind viel zu professionell unterwegs in den sozialen Medien. Das ist so dieses klassische Absender orientierte bis hin zu Schriften einbauen und Schriftgröße und Lesbarkeit. Und das Bild muss auch noch von mir aus barrierefrei sein, dass eben Menschen mit Sehbehinderungen und Rot-Grün-Schwäche, dass wir da die Kriterien auch noch erfüllen, dann noch das Ganze durchgegendert. Man sieht das schon oftmals bei Social-Media-Postings: Oh, die gingen redaktionell irgendwie noch mal durch drei Abteilungen durch. Und ich habe das Gefühl, auf LinkedIn vor allem oder auch auf Instagram, die User merken das. Und wenn man dem Prof oder einem Wissenschaftler einen Post zur Verfügung stellt oder so einen Raster, dann ist das oftmals zu professionell. Und das ist die Frage an euch: Habt ihr da mal reingeguckt? Ich sage jetzt mal so das Do it yourself-gemachte Foto vom Prof mit dem Handy und da auch so semi-mäßig einfach mal was rübergelegt im Text: Ich bin heute hier auf einer Fachtagung in XY oder so.
Mein Gefühl ist, dass das besser funktioniert. Ich habe sogar schon teilweise das Gefühl, dass der ein oder andere Algorithmus in so einem sozialen Netzwerk das sogar auch schon kapiert. Habt ihr das mal evaluiert, wenn sie so Vorlagen genommen haben oder auch mal sich so eher in Randgebieten bewegt haben und tatsächlich – ich sage jetzt mal übertrieben – das Katzenfoto von zu Hause gepostet haben und da irgendwie ein Hashtag von eurer Uni rauf gepackt haben.
Pia Wilbrand
Ja, so systematisch evaluiert noch nicht, aber du merkst schon den Unterschied, ob jetzt die Kollegin irgendwie aus dem Recruiting eine Vorlage benutzt, zu sagen: Hier, wir haben eine neue Professur. Das läuft wirklich nicht besonders gut, aber wenn die dann ein Foto von sich postet, morgens mit ihrer Kaffeetasse am Schreibtisch, dann hat das schon wieder irgendwie mehr Anklang im sozialen Netzwerk. Aber so generell beobachten wir das auf jeden Fall auch, dass diese im Sinne von, ein ganz striktes CI durchzuziehen, gar nicht so gut funktioniert bei Social Media. Ich glaube, das sind einfach Kommunikationswege, die diesen klassischen Weg auch aufgelöst haben.
Ina Teloudis
Das bestätigt, was du sagst, Philip. Das ist einfach nicht die Kanalsprache. Selbst bei LinkedIn wird es ja auch Social-liger. Also ich finde trotzdem, dass es wichtig ist, wie ihr es gemacht habt, ja, Maike, denen was an die Hand zu geben, an dem sie sich langhangeln können, wenn sie das möchten, dass sie auch diesen Support spüren in Form von Ich habe hier ein Template, das kann ich benutzen, wenn ich möchte und sie natürlich trotzdem zu ermutigen, ihr eigenes Ding zu machen. Philip, kannst du so Parallelen ziehen? Wir haben jetzt ja schon ein bisschen über den Werdegang gesprochen, Corporate Influencer und Casting. Wie kommst du an deine Studierenden für einen Podcast beispielsweise?
Philip Dunkhase
Also an Studierende, finde ich, da geht es immer noch. Da ist irgendwie ein hohes Commitment auch da. Interessanter wird es, wenn wir rausgehen dann. Und ich sage jetzt mal, bei unserem Influencer-Programm, also eher im Bereich Podcasting, da suchen wir ehemalige, die schon aus der Uni raus sind. Und teilweise sind das ja auch ehemalige, die schon länger raus sind, die als CEO arbeiten, bei einem Start-up als Geschäftsführer oder in einem großen Unternehmen. Und da ist es dann so, wenn wir da wirklich so Kaltakquise machen und schreiben die an, und das ist tatsächlich die höchste Rücklaufquote, haben wir damals über Xing, was wir jetzt weniger bespielen, aber hauptsächlich über LinkedIn machen, da haben wir jetzt derzeit so eine Rücklaufquote von über 90%, würde ich sagen.
Ina Teloudis
Das ist viel, ne?
Philip Dunkhase
Und der Trick daran – das ist eigentlich ganz witzig gewesen – wir haben da auch so Mailings entwickelt, weil meine Moderatoren vom Podcast sagen immer: Ja, Philip, ich habe die hier angeschrieben. Ich kriege da gar keine Rückmeldung und die melden sich nicht. So null Reaktion. Und dann habe ich mir die Mailings mal angeguckt, wie sie da reingehen. Da habe ich gesagt: Nein, das müssen besser machen. Und meines Erachtens gibt es da zwei Einfallstoren, worauf bei uns die ehemaligen z. B. Anspringen. Das eine ist so ein bisschen dieses Helfersyndrom. Also komm zurück an deine Alma Marta. Du hast ja auch mal studiert. Willst du nicht den jungen Menschen irgendwie auch helfen, jetzt hier, gerade in den schweren Zeiten, wo wir eine hohe Arbeitslosigkeit haben? Habe einen Artikel im Spiegel gelesen: Abi, uni, arbeitslos. Das sind gerade die Themen, die uns beschäftigen. Also: Wie können z. B. Ehemalige unseren Absolventen in den Berufseinstieg helfen. Also ein bisschen was dazu erzählen: Wie haben Sie den Job gefunden? Was machen Sie heute? Und Was haben Sie eigentlich hier im Studium erlebt? Da helfen sie dann entweder. Das funktioniert so zu 30, 40%. Die anderen funktionieren auf das Selbstdarsteller Syndrom, nenne ich es mal.
Philip Dunkhase
Das heißt, wir fragen sie an und sagen: Hey, möchtest du uns mal helfen? Wir würden dich gerne interviewen in einem Podcast. Der läuft auf Amazon Music, auf Spotify, auch auf Google, auf YouTube, auf unserer Website. Wir haben eine Radiokooperation. Wir interessieren uns für dich. Geiler Werdegang. Willst du uns helfen? Und dann: Yeah, ich bin dabei. Ich sage das so ein bisschen überspitzt. Wahrscheinlich ist es auch ein Mix aus beiden. Aber man muss immer, glaube ich, damit rechnen, dass man so viele Anfragen hat und auch dieses Professionelle dann dahinter, dass sie sehen: Wir haben hier ein Podcast-Studio, wir nehmen uns auch die Zeit für dich und das wird auch sichtbar sein und landet hier nicht in der Schublade. Das ist schon dieses Bedürfnis, was viele haben, auch dann, dass es eben nicht für die Tonne produziert wird, weil die nehmen sich genauso wie wir hier ja gerade im Podcast mit Maike und Pia, halt eine Stunde Zeit, davor eine Stunde Zeit, eine Technikprüfung. Wir machen uns einen Kopf, was wir erzählen wollen und dass das sehr gut vorbereitet ist. Und das sind so meine Learnings bei uns in der Kaltakquise.
Ina Teloudis
Das gleicht sich aber eigentlich auch mit dem, Pia und Maike, was ihr erzählt habt. Also das professionelle Setting und diese Einladung. Ihr habt euch ja auch Mühe gegeben mit diesem Auftaktstermin, so wie Philipp das gerade sagt. Und die zwei Punkte, es muss eigentlich touchen, das muss was mit den Leuten zu tun haben. Die müssen einen Mehrwert haben für sich auch. Okay, wenn wir so rekapitulieren: Ihr habt das jetzt gemacht, Ihr habt diese 80 Leute eingeladen, davon haben – ich bin jetzt mal 40 – gesagt: Klar, können wir uns vorstellen? Davon haben es 25 wirklich mal ausprobiert. Wie viele sind noch dabei?
Maike Pauli
Also ich würde jetzt mal schätzen, so die 20. Korrigiere mich, Pia, wenn du meinst, es sind weniger oder mehr. Es kommt natürlich immer voll drauf an. Es gibt welche, die posten seitdem wirklich tagtäglich. Es gibt aber auch welche, die vielleicht einmal alle zwei Wochen einen Post absetzen. Daher kann man das nicht so hundertprozentig jetzt sagen.
Pia Wilbrand
Was es uns auch ein bisschen schwierig macht: Wir hatten uns im Vorfeld so einen Hashtag überlegt, um das auch besser monitoren zu können. Was wird da veröffentlicht. Und wir merken, nicht alle, die unsere Unterstützungsangebote annehmen oder zum Beispiel unsere Themenimpulse aufgreifen, benutzen auch diesen Hashtag. Das macht es für uns in der Auswertung ein bisschen schwierig. Da kann man dann nur mutmaßen und sagen: Guck mal, das ist doch ein Thema, das haben wir vor zwei Wochen mal vorgeschlagen und wird jetzt aufgegriffen, aber nicht unter dem Hashtag ‚Mindfluencer.
Ina Teloudis
Seid ihr da weiterhin mit den Leuten Austausch? Hält man das immer mal nach, dass man sagt, wir machen es alle halbe Jahr, treffen uns mal digital und fragen uns mal so, wie es geht?
Maike Pauli
Ja, auf jeden Fall. Zum einen bekommen die von uns – Pia hat es gerade schon angesprochen – Themenimpulse, die verschicken wir alle drei bis vier Wochen. Aber das ist jetzt unser nächster Step. Wir haben eine Umfrage gemacht bei den Corporate Influencern, was die sich denn von uns vielleicht auch noch wünschen an Support. Und da war Austausch auch ein ganz großes Thema. Und das nächste, was wir im nächsten Jahr dann angehen wollen, ist, dass wir regelmäßige Kaffeepausen, also kurze Meetings noch mal einrichten, wo man zusammenkommt und mal bespricht, wie läuft es? Wo gibt es vielleicht noch Schwierigkeiten? Oder wo wünscht man sich vielleicht von uns auch noch Unterstützung?
Pia Wilbrand
Weil, das haben wir auch festgestellt: Am Anfang des Programms haben wir uns viel öfter in der Gruppe getroffen, also einmal sogar auch in Präsenz. Und das hat den Leuten so einen total großen Motivations Booster gegeben, hatte ich das Gefühl, dass die sich austauschen konnten, auch über ihre Unsicherheiten. Gerade das Thema: Habe ich denn überhaupt was zu sagen? Habe ich überhaupt Themen? Was für uns total offen, also sehr offensichtlich ist als Kommunikatorin, war für die gar nicht so deutlich. Und das war auch ein, wie Maike gesagt hat, in der Umfrage kam das raus: Ein großer Wunsch, dieser Austausch. Und das war auch ein Mehrwert, der uns genannt wurde. Ich meine, ist vielleicht ein bisschen so ein Softer, aber das Thema: Ich habe jetzt ein viel besseres Verständnis dafür, was du mit deiner Arbeit machst, also womit du dich beschäftigst und wer alles bei uns an der FH Aachen dazu beiträgt, dass dieser Laden am Laufen gehalten wird.
Ina Teloudis
Das ist für das Wir-Gefühl auch spannend.
Maike Pauli
Ja, ja, voll.
Ina Teloudis
Also ihr habt ja gerade schon gesagt, dass mit den Zahlen ist ein bisschen schwierig, aber wenn wir jetzt gerade so auf Verwaltungsebene unterwegs sind, was ist denn mit dem Datenschutz? Das habe ich ja ganz am Anfang auch einmal angeteasert, dass das ja gar nicht so einfach ist eigentlich, wenn auf einmal Mitarbeitende was posten, man teilt das vielleicht. Wie habt ihr das geregelt? Gab es da ein Problem?
Pia Wilbrand
Also Probleme bisher nicht. Das kam aber auch als Frage: Was darf ich denn? Darf ich das überhaupt? Darf ich überhaupt hier über meine Arbeit berichten? Ich meine, wir unterschreiben Wir haben alle bei Einstellungen auch ganz viele Unterlagen, so Verschwiegenheitserklärungen und so weiter. Da haben wir sehr viel darauf gesetzt, dass die Leute ein gewisses Verständnis dafür mitbringen, was man veröffentlichen sollte und was nicht. Wir haben auch eine Dienstvereinbarung Social Media. Die lässt sich natürlich auch übertragen. Da stehen dann Dinge drin, wie Urheberrechte, wenn die Leute darüber aufgeklärt, Bildrechte, Recht am eigenen Bild und so was. Das haben wir denen noch mal nahegelegt und auch zusammengefasst: Was sind so die juristischen Rahmenbedingungen. Also das, worauf man auf jeden Fall achten sollte. Und dann haben wir, und das ist auch ein großer Teil der Arbeit, dass was zu monitoren, was die Leute veröffentlichen, sodass wir auch die Möglichkeit hätten, theoretisch einzugreifen, sollte da jetzt irgendwas veröffentlicht werden, was so gar nicht geht. Haben wir aber nicht erlebt.
Ina Teloudis
Wie macht ihr das mit dem Monitoring? Du hast ja gerade schon gesagt, mit dem Hashtag wäre es einfacher, nutzt ja aber nicht jeder. Habt ihr da ein Tool für oder wie macht ihr das?
Pia Wilbrand
Nein. Händisch, ne? Genau, händisch. Exeltabelle.
Ina Teloudis
Da ist sie wieder, die Exeltabelle.
Maike Pauli
Da ist sie wieder, ja. Nein, tatsächlich machen wir das händisch, ja.
Pia Wilbrand
Ja, wir gucken dann halt auch nach dem Hashtag #fhaachen. Wir gucken, wer verlinkt unsere Seite auch. Also das sind dann so … Dann weiß man auch, wer regelmäßig veröffentlicht, guckt dann noch mal gezielt in die Profile rein. Ist da irgendwas gelaufen.
Ich glaube, die größte Herausforderung war … Also es gab Leute, die haben direkt losgelegt. Also es waren nicht viele, aber so ein paar, die waren so on fire, die haben direkt mal einfach probiert. Und das merktest du dann auch. Da fehlte dann bei den Themen vielleicht manchmal so ein bisschen der Dreh zur wirklichen Relevanz, also dass es nicht ganz so sehr wurde wie ein Tagebuch-Eintrag, sage ich mal, sondern dann nach irgendwie so der Mehrwert für die Community herausgearbeitet werden musste oder dass zu viel gewollt wurde mit einem Beitrag.
Ina Teloudis
Das ganze Pulver verschossen, ne?
Pia Wilbrand
Ja, genau. Ich habe so viel zu erzählen, das muss jetzt alles in einen Beitrag rein. Das war eher die Herausforderungen. Aber wir fanden es … Also für uns als Kommunikatoren war es eher positiv, dass die Leute so begeistert waren, dass die mal angefangen haben, weil ich meine, das versendet sich auch total schnell und so haben sie es auch gelernt. Also manche brauchen das, glaube ich, einfach, dass die einfach mal machen. Und andere, die müssen erst mal zwei Monate den ersten Beitrag vorplanen.
Ina Teloudis
Typ-bedingt, ne?
Philip Dunkhase
Das ist ja so ein bisschen die Ängste, die wir immer haben. So als Social-Media-Manager, ist ja dann das Thema, oder in der Presse-und Öffentlichkeitsarbeit ist ja das Thema Kontrollverlust. Jetzt haben wir da 80 Multiplikatoren draußen, die sollen und dürfen auch noch in den sozialen Medien irgendwas posten und wir haben eigentlich keine Kontrolle. Das, was wir auch eben besprochen haben. Und es gab vor Jahren, das war ein ganz toller Social Media Manager von einer privaten Kölner Hochschule, der hat auch einen Preis dafür bekommen. Der war wirklich mutig, aber der hat es auch gut aufgesetzt. Und zwar war das nicht auf dem sozialen Netzwerk LinkedIn, sondern auf Instagram. Und der ist mit Instagram Takeover rausgekommen. Der hat gleich vier Handys angeschafft mit Kamera Funktion. Die hat er alle mit dem Instagram Account verknüpft und hat die Studierenden mit den Handys losgeschickt. Die haben sich erst mal gefreut: Super, ein Handy? Freut man sich schon mal.
Ina Teloudis
Jetzt schon bei deinem Intro kriege ich schon Herzklopfen,wenn ich das höre.
Philip Dunkhase
Da kannst du schon mal sagen, so ein Student machst du schon mal glücklich mit so einem Handy. Vielleicht ein Wissenschaftler eher mit so einem Premium-LinkedIn-Profil, wenn man die Kosten übernimmt. Und der hat die dann losgejagt, so als Campus-Reporter. Aber dann haben die auch ein Auslandssemester gemacht, also weltweit auch. So, und dann kam der Kölner Karneval. Und dann haben die Studierenden eben auch mal beim Karneval immer gezeigt, wie so 20 Dosen Bier, Kölsch, über so eine Supermarkt Rollbahn da laufen. Und der hat dann gesagt: Ja, super. Jetzt hat sich dann natürlich gleich der Präsident oder der Rektor bei ihm gemeldet. Er hat das natürlich wieder gesehen: Oh, Verharmlosung von Alkohol und so weiter. Und da hat er auch gesagt: Ja, Leute, das ist aber in Köln. Und die trinken dann leider hier kein Wasser, sondern auch mal ein Kölsch. Und das ist dann so die Gratwanderung. Also das hat immer viel Potenzial, wo das auch noch hinten losgehen kann. Dann ist das auch alles witzig gemeint. Dann Karneval auf dem Campus und da ist ja überall so ein Ausnahmezustand. Aber dann sind da eben auch Kollegen und Kolleginnen drauf, die Alkohol trinken könnten, als Beispiel.
Ich glaube, da muss man auch so ein bisschen ins Risiko mal mutig gehen und da auch so ein bisschen Vertrauen aufbauen. Und wenn ihr schon sagt, Pia und Maike, mit Dienstvereinbarung, was ihr schon an eurer Hochschule habt und eine Etikette und Gespräche und die Sensibilisierung und Aufklärungsarbeit geleistet habt, da muss man ja sagen, ganz ehrlich, die letzten 1% davon bist du nie gewahrt. Kann auch sein, dass dein Account gehackt wird, ein LinkedIn-Account von einem Wissenschaftler und der postet irgendwas komisches. Da ist, glaube ich, das Risiko eher größer, bevor da irgendwas in eine falsche Richtung geht.
Pia Wilbrand
Ja, und das kann dir auch ohne Corporate-Influencer-Programm passieren. Die Leute sind ja eh da unterwegs, irgendwie.
Ina Teloudis
Ich fand, die Erfolgsmessung ist schwierig. Wie macht ihr das? Wie guckt ihr?
Maike Pauli
Genau, das ist jetzt auch noch mal ein Step. Man muss ja auch beachten, die Leute, die jetzt da quasi für die Hochschule posten, die kommen alle nicht aus dem Bereich, oder die meisten zumindest nicht aus dem Bereich Marketing oder irgendwie Kommunikation. Das heißt, die wissen nichts damit anzufangen, dass unter deren Beiträgen steht, wie viel Impressionen die damit erreicht haben, wie viel Reichweite die haben. Und das ist jetzt auch noch mal was, was wir angehen müssen, denen überhaupt mal zu erklären, was bedeutet das überhaupt? Hat sich das verändert in der Zeit jetzt, wo sie als Corporate Influencer aktiv sind. Also das müssen wir jetzt noch angehen.
Philip Dunkhase
Wtas wir immer gemerkt haben, ist, wenn eine Hochschule Stellen ausschreibt auf führenden Stellenbörsen, ob das jetzt so ein Indeed ist oder ein Stepstone et cetera, da kostet ja so eine Ausschreibung von so einer Stellenanzeige für einen Wissenschaftler oder für eine Verwaltungsstelle, ich glaube, vier Wochen, da liest er bei knapp 2. 000 Euro. Das muss man einfach mal sagen. Und dann hat man natürlich auch gesehen, dass da nicht unbedingt viel reinkommt. Und das kann ich nur empfehlen, das auch mal zu messen, also dass diese klassische Werbung, so Stellenanzeigen-Schalten, auch nicht immer so richtig gut funktioniert. Und ein Learning war bei uns mal, das war wirklich ganz toll und das war eine Leitungsposition in einer Abteilung. Da kam relativ wenig bis gar nichts rein in dem Ausschreibungsverfahren. Und dann hat sie schon aus Verzweiflung damals auf LinkedIn geschrieben: Hier, ich bin jetzt hier seit 30 Jahren und ich gehe jetzt in Rente und suche Nachfolger. Dann hatten wir das andere Problem. Dann sind da, glaube ich, gefühlt ein paar hundert Bewerbungen reingekommen, die natürlich auch dann alle noch mal abgearbeitet werden müssen.
Dann haben wir wieder ein Luxusproblem gehabt. Aber da waren halt wirklich tolle Bewerbungen dabei, weil die hat ja eine riesige Community aufgebaut, also eine Fach-Community in dem Bereich, und hat ihr Netzwerk einfach sehr, sehr, sehr authentisch aktiviert dann. Und das hat halt funktioniert. Und das sind einfach mal die harten Fakten, die man mal sichtbar machen muss. Und auf der einen Seite Stellenanzeigen schalten oder Print anzeigen und so weiter. Kostet alles Geld. Ja, das Programm kostet irgendwie auch Kappas bei euch. Aber damit zu sagen: Ey, das war authentisch, hat eine riesige Reichweite gehabt und hat auch funktioniert.
Maike Pauli
Da können wir mit einsteigen in der Erfolgsmeldung, weil unsere jetzige Volontärin hat tatsächlich auch einen Beitrag gesehen von unserem Kollegen, dem Sascha, der auch in der Online-Redaktion ist, der irgendwie über unsere Abteilung bei LinkedIn berichtet hat. Der hat selber auch ein Volo bei uns gemacht und hatte darüber dann noch mal berichtet. Das hat dann unsere jetzige Volontärin bei LinkedIn auch gesehen, hat ihn dann auch angeschrieben: Braucht ihr denn noch einen neuen Volontär oder eine neue Volontärin?, und hat sich dann initiativ auch bei uns beworben und ist jetzt da.
Ina Teloudis
Ist auch so ein soft messbarer Erfolg eigentlich, finde ich. Genauso wie euer Ziel war ja auch mehr Reichweite und Sichtbarkeit ja auch für eure LinkedIn-Seite. Ist da was passiert?
Pia Wilbrand
Ja, das ist auch ein bisschen schwierig auszuwerten. Also was wir festgestellt haben, die Impressionen, die sind jetzt nicht gestiegen.Wir wissen auch nicht, dass jetzt irgendwie verhältnismäßig mehr Follower dazugekommen sind in dem Zeitraum. Wir können da nur so ein bisschen auf, sage ich mal, anekdotische Evidenz uns verlassen, dass so Leute aus der Region uns das zurückmelden und sagen: Wir kriegen immer mehr von euch mit. Das ist dann unser Rektor, der das auch irgendwie bestätigt hat, dann irgendwelche Kooperationspartner, die das zurückmelden, auch ungefragt. Aber das zu messen ist tatsächlich sehr schwierig.
Ina Teloudis
Aber es ist ja nicht zu negieren, diese Faktoren wie erfolgreiches Recruiting oder auch Anfragen, mehr Dialog, mehr Interesse.
Pia Wilbrand
Ja, auch für das Corporate Influencer Programm selber. Also sind jetzt auch schon zwei Einrichtungen auf uns zugekommen und haben gesagt, können wir uns dazu mal austauschen, wie ihr das gemacht habt? Uns fällt auf, da passiert was. Wir würden das auch gerne machen.
Ina Teloudis
Ja, sehr gut. Mich würde auch mal persönlich interessieren, wie viel Zeit ihr da reinsteckt in das Corporate Influencer Programm. Kann man das so sagen oder ist es mal mehr, mal weniger?
Maike Pauli
Jetzt gerade ist es nicht mehr so viel. Die laufen jetzt quasi, aber zu Beginn war es schon auch aufwendiger, als wir uns das vorgestellt haben, weil auch die Agentur dabei war. Wir hatten ja schon recht viel Hilfe, vor allen Dingen am Anfang, aber ich könnte das jetzt nicht so auf Stunden oder so runterrechnen.
Pia Wilbrand
Nein, schwierig, genau, weil wir beide uns ja auch so, sage ich mal, aufgeteilt haben. Das ist mal bei mir gelandet, mal bei Maike. Was schon aufwendig war, war die Eins-zu-Eins-Betreuung der Corporate Influencer, weil wir haben zwar Angebote geschaffen, auch so Sammelworkshops, Online-Workshops, da konnten die dann teilnehmen, aber man merkt schon, das ist für die auch nur so ein On-Top-Geschäft. Und wenn die gerade mal eine halbe Stunde Zeit haben, sich damit zu beschäftigen und dann eine Frage haben, dann möchten die auch genau dann eine Antwort. Also so institutionalisierte Sprechstunden, wo wir uns wirklich Zeiten geblockt haben, wurden gar nicht wahrgenommen. Das war dann eher so, dass du dann bei Webex eine Nachricht bekommen hast: Hey Pia, kannst du mir mal gerade helfen? Wie macht man das? Oder Kannst du mal gerade meinen Post lesen?
Ina Teloudis
Das lässt sich nicht kalkulieren, wie viel Aufwand da entsteht. Gibt es irgendwas, was ihr anderen Hochschulen, Institutionen raten würdet, die sagen: Wir haben da ja auch so ein paar Leute. Vielleicht sollten wir das ein bisschen gezielter vorantreiben.
Pia Wilbrand
Also ich glaube, für uns das vielleicht gerade am Anfang überraschendste war, war, dass du so viel planen kannst, wie du möchtest. Du musst auf jeden Fall sehr flexibel bleiben, wenn du so ein Programm aussetzt. Also wir haben uns natürlich im Vorfeld Gedanken darüber gemacht: Was sind Unterstützungsangebote, die so ein Corporate Influencer braucht? Das war Profil-Setup: Wie komme ich an Themen? Wie bereite ich die auf? Wie komme ich an Fotos? Solche Dinge. Und dann kam aber relativ früh raus diese Angst, die ich eben schon erwähnt habe, der Leute vor dem Posten selber, vor dem Anfang, vor der Frage: Habe ich überhaupt was zu erzählen und wie mache ich das überhaupt? Und dann sind wir nochmal einen Schritt zurückgegangen und haben so Positionierung Canvas erarbeitet, wo die Leute sich erst mal mit sich beschäftigt haben, mit ihrem Themenbereich, mit ihrem Berufs-Umfeld. Also was ist mir auch wichtig zu vermitteln? Wie möchte ich auch wahrgenommen werden? Also so ganz viel in die Selbstreflexion erst mal gegangen und dann in der Gruppe in den Austausch, sich da irgendwie gegenseitig zu bestärken, dass es schon eine Relevanz hat, die Themen, die die da potenziell veröffentlichen können.
Ina Teloudis
Finde ich auch stark, dass da so viel Engagement ist, denn auch von denjenigen, die dann auch posten, dass sie sagen: Okay, nein, ich nehme mir jetzt die Zeit, ich mache das jetzt. Klar haben die auch was davon, aber es ist trotzdem toll, dass da so viel Engagement kommt.
Pia Wilbrand
Ich glaube, deswegen war es auch gut, wie wir rangegangen sind, dass wir geguckt haben, wer ist denn überhaupt schon auf LinkedIn? Hat also schon generelles Interesse und eine Bereitschaft, sich da irgendwie so zu positionieren und auch persönlich die Leute anzusprechen, von denen wir uns vorstellen konnten, dass sie darauf Lust haben. Also ich glaube nicht, dass es irgendwas bringt, jemanden zu überreden oder zu zwingen oder zu sagen: Du musst aber da jetzt, weil du dieses Thema irgendwie besetzt bei uns an der Hochschule auch aktiv werden. Wir haben halt darauf gehofft, dass das dann so einen Streueffekt hat am Ende, dass die Leute, die dem Ganzen vielleicht etwas Skeptischer gegenüberstehen, am Ende sehen: Das hat doch irgendwie was gebracht. Vielleicht werde ich jetzt auch mal aktiv.
Ina Teloudis
Ja, aber das passiert ja auch schon, wenn ich das richtig verstanden habe, dass Fakultäten auf euch zukommen und so. Ja, richtig cool.
Pia Wilbrand
Vielleicht wäre es ja auch noch interessant für andere Hochschulkommunikatoren, wir haben auch Benefits für uns festgestellt. Das eben schon erwähnte Verständnis dafür, was Kolleginnen und Kollegen an der Hochschule betreiben, das ist natürlich auch bei uns der Fall gewesen, dass dann andere Abteilungen gesagt haben: Wir wissen jetzt irgendwie viel besser, wie ihr Themen auswählt, warum ihr arbeitet, wie ihr arbeitet, womit ihr euch so beschäftigt und was auch so ein Mehrwert noch für die Kommunikationsabteilung in der Hochschule ist, weil da hat man ja schon manchmal noch so ein bisschen so die Rechtfertigung-Herausforderungen zu bewältigen.
Philip Dunkhase
Ihr seid jetzt noch so ein bisschen in der Auswertung, was ihr gesagt habt, das noch mal ein bisschen durchzukontrollen. Wir sind ja immer sehr datenbasiert unterwegs und dieses Datenbasierte, also auch in die Hochschule dann rein, also die Kollegen und Kolleginnen da zu überzeugen, also nach oben und nach unten. Das funktioniert wirklich tatsächlich sehr gut, erstens über diese kleinen Erfolgsstories, die ihr heute hier auch erzählt habt, aber dann auch irgendwie datenbasiert. Und ich nenne nur so ein Beispiel: Wenn du sagst, Wir haben ja eine Leuphana, wir hatten in den letzten zwölf Monaten bei LinkedIn auf der Company Page 1,5 Millionen Aufrufe der Beiträge. Das ist ja erst mal eine Summe. Da musst du ja gucken, da kriegt wahrscheinlich die Meldung auf eurer Startseite nicht so zusammen, wenn man das so durchtrackt. Und wenn man dann aber auch so tiefer reingeht und sagt, hier die Engagement Rate, das liegt bei vier oder fünf Prozent und dadurch, dass wir Corporate Influence einsetzen, haben wir sie noch mehr gesteigert und haben eine noch höhere Sichtbarkeit gehabt, die auf die drei Ziele, die ihr genannt habt, einzahlen. Das sind meistens so die Sachen, die sehr gut funktionieren.
Und ich würde da, also das ist so dieses interne Storytelling, diesen tollen Gedanken und das, was ihr heute hier auch alles erzählt habt, da auch weiterzutragen. Vielleicht noch als letztes Beispiel: Es gab einen ganz tollen Artikel mal. Ich hatte versucht, ihn Ina noch rauszusuchen, aber ich habe ihn natürlich nicht gefunden, aber ich weiß noch genau, was drin stand. Der war in der Brand eins und da war ein Spitzenwissenschaftler, ein Professor, und hat gesagt: Social Media, den ganzen Schrott, ich überspitzte jetzt so ein bisschen. Das mache ich hier nicht. Also ich publiziere nur in den Top Journal. Und dann, wenn ARD, ZDF und der Spiegel anruft, dann gehe ich vielleicht mal ans Telefon. Und dann war da in einem Interview eine ganz junge Wissenschaftlerin – hatte hier gerade noch promoviert in dem Brand eins-Artikel – und hat gesagt, wie sie über die sozialen Medien ihr Netzwerk weltweites aufgebaut hat, weil die war bei Null, die war nicht renommiert und war nicht irgendwie Nobelpreisträgerin oder so was und hat über ihre sozialen Netzwerke bis hin zu Drittmitteln eingeworben, Kooperationspartner gewonnen, Menschen gefunden, die auf der ganz anderen Seite der Weltkugel sitzen, aber genau zu diesem nischigen Thema forschen und hat sich darüber vernetzt und hat ihre Forschung von ihrem Institut, von ihrer Fakultät, von ihrer Universität auf der anderen Seite vom Globus eine Sichtbarkeit gegeben.
Und dadurch sind Kooperationen entstanden. Und das sind diese riesigen Chancen auch, sie auch fit zu machen und auch zu ermutigen, in sozialen Medien unterwegs zu sein. Und das zeigt irgendwie den großen Spagat, diese Schere von so einem, ich nenne es jetzt mal renommierten Professor, der gut angekommen ist, der sagt: Oh, nein, das reicht mir jetzt. Aber auch zu den jungen Wissenschaftlern, die dazu angehalten sind, die ja ganz am Anfang ihrer wissenschaftlichen Karriere sind und sich dann eben vernetzen wollen. Also macht es sichtbarer und das, was ich gesehen habe, ist ganz toll. ich folge euch ja auch bei LinkedIn. Ihr wart auch auf dem Bar-Camp und habt es schon vorgestellt. Ich war immer begeistert davon und das ist mein letzter Ratschlag.
Ina Teloudis
Und wir müssen diesen Brand-Eins-Artikel noch mal finden. Ich bin jetzt wirklich sehr gespannt auf das LinkedIn-Profil der jungen Professorin. Vielen lieben Dank, Pia. Danke schön, Maike, dass ihr euch Zeit genommen habt und uns ein bisschen erzählt habt. Und wer es noch nicht macht, der folgt dann bitte jetzt auch den Link im Kanal der FH Aachen.
Pia Wilbrand
Ja, vielen Dank auch, dass wir dabei sein durften.
Maike Pauli
Ja, ich bedanke mich auch.
Ina Teloudis
So, und das war unsere Folge acht zum Thema Corporate Influencer. Philipp, magst du noch mal kurz zusammenfassen. Was sind so deine Main Take-Aways? Zwei, drei Punkte? Was hast du heute von der Folge mitgenommen?
Philip Dunkhase
Also ganz klar, Top eins ist die Abhängigkeit der sozialen Medien, weil sich andauernd die Algorithmen ändern, die wir auch nicht kennen. Und wir uns da eben anpassen mit solchen Programmen. Top zwei ist das Thema Kontrollverlust, wo wir als Hochschule ja echt die Schwierigkeit haben, wenn wir so ein Corporate Influencer-Programm aufsetzen, unsere Wissenschaftler oder auch Studierenden oder Alumni als Multiplikatoren einzusetzen. Das ist ein großes Vertrauen vorhanden, aber auch eine Professionalität, das so was aufzusetzen. Top drei ist: Authentizität schlägt Corporate Design. Ja, wir wollen immer so CD-Einheiten und CI, dass sie alle posten und es funktioniert da draußen nicht. Das merkt man dann. Das sind meine Top-Punkte, genau.
Ina Teloudis
Okay. Ich freue mich drauf, Philipp, wenn wir das Thema bestimmt auch noch mal beim Bar-Camp nächstes Jahr besprechen. Okay, das war sie. Folge acht von Inside Hochschulkommunikation. Von ExpertInnen für ExpertInnen rund Kommunikation, PR-Marketing und Digitalisierung an Hochschulen und Forschungseinrichtungen, Powered by Bundesverband, Hochschulkommunikation und Mandarin EDU. Wenn euch die Folge gefallen hat und wenn ihr den Link braucht zum LinkedIn-Profil der FH Aachen, dann klickt gerne noch mal in unsere Shownotes und ansonsten teilt gerne unsere Folge. Wir hören uns in 14 Tagen. Danke Philip.
Philip Dunkhase
Danke euch und danke an Rüdiger, den ich hier sehe, aber ihr nicht seht, der hier die Technik managt.